10.10.2010

Die Ausbildungsbilanz der Agentur für Arbeit Hamburg zeigt: Hamburger Betriebe suchen verstärkt junge Auszubildende über die Arbeitsagentur, um ihren Fachkräftebedarf zu decken. Die demografische Entwicklung beeinflusst den Ausbildungsmarkt.

Aussagen der Agentur für Arbeit
Im abgelaufene Berufsausbildungsjahr (Oktober 2009 – September 2010) wurden der Agentur insgesamt 9.584 freie Ausbildungsplätze gemeldet, 928 oder 10,7 Prozent mehr als im Vorjahr (8.788). Das gute Ergebnis: Fast 9.500 Lehrstellen konnten besetzt werden, nur 87 blieben in Hamburg bis Ende September 2010 unbesetzt.

Entsprechend positiv gestaltet sich auch die Bewerberseite im abgelaufenen Geschäftsjahr der Arbeitsagentur: 6.498 junge Menschen suchten über die Hamburger Berufsberatung einen Ausbildungsplatz, das waren 136 oder 2,1 Prozent mehr als im Vorjahr (6.362). Mit 6.284 einmündenden Auszubildenden gelang der Agentur ein besseres Ergebnis (plus 177 oder 2,9 Prozent) als im Vorjahr, nur noch 214 Jugendliche traten zum Herbst 2010 keinen Ausbildungsplatz an.

Rolf Steil, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hamburg, sagte zur Ausbildungsstellenbilanz: „Der Hamburger Ausbildungsmarkt verändert sich merklich, denn der starke Geburtenrückgang in Mecklenburg-Vorpommern begünstigt zusehends Hamburger Bewerberinnen und Bewerber.“

Steil lobte das Engagement der Hamburger Ausbildungsbetriebe, fordert aber auch
mehr Offenheit für Bewerberinnen und Bewerber, die auf den ersten Blick nicht
„passend“ erscheinen: „Ziel aller Akteure des Hamburger Ausbildungsmarktes muss
es sein, den direkten Übergang von Schule in Ausbildung für alle Hamburger Jugendlichen zu ermöglichen. Dazu gehören Ansporn zu besseren Noten, zu mehr
sozialer Kompetenz sowie Angebote der theoretischen und praktischen Berufsorientierung, die verpflichtend und weit vor dem Schulabschuss durchgeführt werden müssen. Eltern, Schule, Kammern, Betriebe, Verbände und Arbeitsagentur stehen hier gemeinsam in der Verantwortung!“

Handelskammer zieht Zwischenbilanz
Handelskammer-Präses Frank Horch erklärte dazu: „Nach einem leichten Rückgang im Jahr 2009 hat der Hamburger Ausbildungsmarkt vom wirtschaftlichen Aufschwung profitiert. Zum Stichtag 30. September 2010 haben wir 9.715 neue Ausbildungsverträge verzeichnet. Das sind acht Prozent mehr als 2009 und sogar 107 Verträge (1,1 Prozent) mehr als im Rekord-Ausbildungsjahr 2008. Der Doppelabiturjahrgang 2010 hatte daran einen unerwartet geringen Anteil: Von den im Vergleich zum Vorjahr 1.000 zusätzlichen Ausbildungsplätzen sind nur die Hälfte mit Absolventen des Doppeljahrgangs besetzt worden. Tatsächlich kam es anstelle der zunächst erwarteten Verdrängung von Real- und Hauptschülern in diesem Jahr eher zu einem Überhang an Ausbildungsangeboten. Wir beobachten allerdings mit Bedauern, dass sich die Schere zwischen suchenden, jedoch noch nicht ausbildungsreifen Jugendlichen einerseits und unbesetzten Ausbildungsplätzen andererseits weiter öffnet. Über eine Einstiegsqualifizierung (EQ) kann gerade diese Bewerbergruppe den Weg in eine reguläre Ausbildung finden. Gleichzeitig bleiben die allgemeinbildenden Schulen in der Pflicht, die Berufsvorbereitung und -orientierung weiter zu verbessern.“

Handwerkskammer resümiert Zwischenstand
Michael Durst vom Vorstand der Handwerkskammer Hamburg sagte: „Mit 2.510 neuen Lehrverträgen wurden im Hamburger Handwerk schon zum Stichtag 30. September 152 mehr neue Verträge abgeschlossen als im gesamten Vorjahr. Im Jahresverlauf zeigt sich ein klarer Trend: Angesichts des Fachkräftemangels bewerben und besetzen die Betriebe ihre Lehrstellen immer früher. Entsprechend sind in der Online-Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Hamburg jetzt bereits mehr Lehrstellen für das kommende Jahr ausgeschrieben als je zuvor.“

Ludwig Görtz GmbH
Die Pressekonferenz zur Ausbildungsbilanz fand in diesem Jahr statt im Unternehmen Ludwig Görtz. Das Unternehmen erklärte im Rahmen der Konferenz, mit einer guten Ausbildung sichere sich die Ludwig Görtz GmbH ihren Fachkräftebedarf: Allein in diesem Jahr seien drei Viertel aller Auszubildenden nach erfolgreichem Abschluss ihrer Ausbildung in die Firma übernommen worden. „Der Einzelhandel bietet jungen Leuten zahlreiche spannende Berufsperspektiven“, so Hans-Georg Meyer, Leiter Personalentwicklung Ludwig Görtz GmbH. „Unsere Auszubildenden werden in verschiedenen Filialen und Abteilungen eingesetzt, und sie besuchen unsere praxisbegleitenden innerbetrieblichen Seminare – zum Beispiel zu aktuellen Modetrends oder Kommunikations- und Verkaufstrainings.

MSz (HIBB)