13.12.2010

Obwohl die Zahl der Schulabgänger weiter sinkt, erklärte Hans Heinrich Driftmann, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), gebe es eine stabile Lage auf dem Lehrstellenmarkt. Leider blieben Nachvermittlungschancen oft ungenutzt.

Driftmann: „Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge trotzt dem Bewerberrückgang. Bis Ende November 2010 registrierten die Industrie- und Handelskammern gut 332.000 Ausbildungsverträge. Damit liegen wir auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahreszeitraum, obwohl in diesem Jahr 24.000 weniger Jugendliche die Schulen verlassen haben.“
Das bedeute zugleich, dass viele Altbewerber eine Lehrstelle gefunden haben. Und: Jugendliche mit guten Abschlussnoten hätten in diesem Jahr „buchstäblich freie Wahl bei den Ausbildungsplätzen“.
Besonders gravierend seien die Auswirkungen der Demografie in Ostdeutschland: Hier hätten in diesem Jahr rund 13 Prozent weniger Jugendliche die Schulen verlassen als noch 2009. Das mache sich bei den aktuellen Vertragszahlen mit einem – wenn auch abgebremsten – Rückgang um 8,9 Prozent bemerkbar. In Westdeutschland hingegen verzeichneten die IHKs bei einem Prozent weniger Schulabgänger sogar noch ein Plus von zwei Prozent bei den Vertragsabschlüssen.
Driftmann weiter: „Auch die Nachvermittlungsaktionen stehen ganz im Zeichen der Demografie: Die Zahl der unvermittelten Jugendlichen sinkt, die Ausbildungschancen der Jugendlichen, die zur Nachvermittlung kommen, sind so gut wie noch nie. Im Bundesdurchschnitt kamen auf einen zur Nachvermittlung erschienenen Jugendlichen 3,3 betriebliche Ausbildungsplätze, der höchste bisher registrierte Wert.“
Im Jahr 2006 habe diese Quote noch bei 0,8 gelegen. Spitzenreiter sei 2010 die Region Regensburg / Oberpfalz / Kelheim mit einer Quote von 60 Ausbildungsplätzen pro Teilnehmer an der Nachvermittlung. Rechnete man die Einstiegsqualifizierungen hinzu, standen jedem erschienenen Jugendlichen im Bundesdurchschnitt sogar 6,3 betriebliche Angebote zur Verfügung.
Der DIHK-Präsident: „Leider lassen immer mehr Jugendliche die Chancen der Nachvermittlungsaktionen ungenutzt. 43 Prozent der Eingeladenen blieben in diesem Jahr der Nachvermittlung ohne Rückmeldung fern. 11 Prozent der Jugendlichen meldeten sich entschuldigt ab. Nur 46 Prozent der Jugendlichen kamen zur Nachvermittlung, der bisher niedrigste Wert. Für viele Unternehmen bedeutet diese Bilanz der Nachvermittlungsaktionen 2010, dass sie zumindest einen Teil ihrer Ausbildungsplätze in diesem Jahr nicht besetzen können.“
In immer mehr Regionen (zum Beispiel in Freiburg, Karlsruhe, Aschaffenburg, Frankfurt am Main, Emden) finden laut DIHK inzwischen gar keine Nachvermittlungsaktionen mehr statt, weil es schlicht an Bewerbern fehlt. Hier wurden die wenigen unvermittelten Jugendlichen einzeln zu Beratungsgesprächen eingeladen.

DIHK / HIBB