09.05.2019

„Voneinander und füreinander lernen!“ Unter diesem Motto haben sich rund 300 Führungskräfte der Jugendberufsagenturen (JBA) Hamburg, Bremen und Berlin am Dienstag und Mittwoch auf Einladung von Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres zum fachlichen Austausch in der Hauptstadt getroffen.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil betonte die besondere Bedeutung der JBA für die jungen Menschen und ihren bevorstehenden Berufseinstieg. Aus Bremen nahm Ekkehart Siering, Staatsrat beim Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen, teil, aus Hamburg Hartmut Sturm vom Hamburger Institut für Berufliche Bildung in Vertretung von Rainer Schulz, Staatsrat für Schule und Berufsbildung. Es war das erste Stadtstaatentreffen seit dem Start der Jugendberufsagenturen in Hamburg (2012) sowie Bremen und Berlin (jeweils 2015). Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, hatte die Schirmherrschaft übernommen.

Deutlich wurde, dass die Jugendberufsagenturen erfolgreich arbeiten und mit ihrem Beratungs- und Unterstützungsangebot für Schulabgänger immer mehr junge Menschen erreichen. „Wir sind unserem Ziel, dass kein Jugendlicher am Übergang von der Schule in den Beruf verloren geht, ein ganzes Stück näher gekommen“, sagte Sandra Scheeres. Zugleich wurden mit dem Konzept der JBA hohe Standards gesetzt, hinter die es kein Zurück mehr gebe. An allen JBA-Standorten der drei Stadtstaaten arbeiten Fachkräfte der Agentur für Arbeit und der Jobcenter, der Jugendämter und der beruflichen Schulen zusammen. Das Leistungsspektrum umfasst Ausbildungsvermittlung, Berufs- und Studienorientierung, Beratung zu schulischen Entwicklungsmöglichkeiten, Leistungen der Jugendämter sowie Erstberatung bei Schulden, Sucht und anderen Problemlagen.

Zu den aktuellen Herausforderungen für die JBA gehört die Umsetzung der Inklusion und damit die bestmögliche Beratung und Unterstützung von jungen Menschen mit Förderbedarf. Auch die Frage, wie man junge Menschen erreichen kann, die nach der Schulzeit keinerlei Qualifizierungsangebot wahrnehmen und „vom Radar verschwinden“, zählt zu den zentralen Aufgaben der nächsten Zeit. Hier hat Berlin mit der aufsuchenden Beratung durch Straßensozialarbeit gute Erfahrungen vorzuweisen.

Ein weiteres Thema für alle Jugendberufsagenturen ist die Frage, wie die Zusammenarbeit aller Partner innerhalb der JBA optimiert werden kann. Auch die Abstimmung mit der Berufs- und Studienorientierung in den Schulen muss weitergehen.

Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales: „Der Übergang von der Schule in den Beruf ist einer der wesentlichen Schritte im Leben eines jeden jungen Menschen. Das inzwischen im Bundesgebiet weit verbreitete Modell der Jugendberufsagenturen ermöglicht es den entsprechenden Akteuren aus den Agenturen für Arbeit, den Jobcentern, der Jugendhilfe und den Schulen als zentrale Anlaufstelle zu agieren. Ich freue mich über Veranstaltungen wie diese, die die Weiterentwicklung des Erfolgsmodells unterstützen, indem sich die unterschiedlichen Standorte austauschen und voneinander lernen können. Auch in Zukunft ist die Unterstützung der rechtskreisübergreifenden Zusammenarbeit im Fokus der Bundesregierung.“

Sandra Scheeres, Senatorin für Bildung, Jugend und Familie des Landes Berlin: „Es ist eine der zentralen politischen Aufgaben, jungen Menschen Zukunftschancen zu eröffnen. Dafür wurden die Jugendberufsagenturen gegründet. Es freut mich, dass wir Erfolge vorweisen können. In Berlin steigen die Beratungskontakte. Zudem ist es uns im vergangenen Jahr gelungen, mehr als 7000 junge Menschen über die aufsuchende Beratung der Straßensozialarbeit zu kontaktieren und rund ein Drittel davon an die JBA überzuleiten. Aber es ist auch sehr hilfreich, wenn wir über den Tellerrand schauen und von den Jugendberufsagenturen in den anderen Stadtstaaten lernen. Unser Ziel muss sein, die JBA so weiterzuentwickeln, dass jeder junge Mensch gerne hingeht und so beraten wird, dass er einen Anschluss in die berufliche Bildung schafft. Gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales und den anderen Partnern in Berlin streben wir an, dass kein Schulabgänger ohne Versorgung hinsichtlich seiner beruflichen Laufbahn bleibt.“

Ekkehart Siering, Staatsrat beim Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen der Freien Hansestadt Bremen: „Wir haben in Bremen und Bremerhaven seit 2015 insgesamt drei Standorte unserer Jugendberufsagentur aufgebaut, die junge Menschen altersgerecht ansprechen und an denen sie alle Angebote der JBA-Partner unter einem Dach finden können. Das Unterstützungsnetz auf dem Weg zum Berufsabschluss konnte durch neue Vermittlungsaktionen, die Berufsorientierung in den Schulen, die gute Kooperation mit der Wirtschaft sowie durch die Beseitigung von Förderlücken nun enger gespannt werden, sodass in Bremen und Bremerhaven keine Jugendliche und kein Jugendlicher mehr verloren geht. Es gibt kaum eine wichtigere gesellschaftliche Aufgabe, als junge Menschen zum Berufsabschluss zu führen. Deshalb freue ich mich, dass wir mit dieser Konferenz die Möglichkeit haben, voneinander zu lernen und auch Impulse aus den Stadtstaaten in die bundesweite Diskussion zu geben.“

Rainer Schulz, Staatsrat der Behörde für Schule und Berufsbildung, Hamburg: „Sechs Jahre Jugendberufsagentur in Hamburg sind eine Erfolgsgeschichte: Junge Menschen haben jetzt unter einem Dach und wohnortnah eine Anlaufstelle, in der sie alle Anliegen rund um den Beruf klären können. Die Jugendberufsagentur unterstützt Jugendliche zudem frühzeitig in der Schule bei der Berufsorientierung. Die erzielten Erfolge bestätigen diese Arbeit. Zugleich stellt sie sich neuen Herausforderungen: Aktuell soll eine Qualitätsagentur für die rechtskreisübergreifende Berufsorientierung entstehen, ein gemeinsames Datentransfersystems aufgebaut und die Inklusion im Regelbetrieb der Jugendberufsagentur umgesetzt werden. Jugendliche sollen künftig auch nach einem Umzug in ein anderes Bundesland in ihre Jugendberufsagentur gehen können. Aus Hamburger Sicht ist es deshalb wünschenswert, dass Jugendberufsagenturen bundesweit zu einer einheitlichen Marke werden, so wie es den drei Stadtstaaten schon gelungen ist.“

Friedhelm Siepe, Geschäftsführer Arbeitsmarkt, Bundesagentur für Arbeit: „Alle Partner der Jugendberufsagenturen eint ein Grundgedanke: Wir können es uns gesellschaftlich nicht leisten, junge Menschen ohne Berufsperspektive zu lassen. Dabei spielt die Kooperation aller eine entscheidende Rolle. Gemeinsam unterstützen wir an inzwischen knapp 300 Standorten Jugendliche beim erfolgreichen Übergang von der Schule in den Beruf. In einer sich verändernden Arbeitswelt wird eine gute berufliche Bildung immer wichtiger. Deshalb fördern wir auch die Weiterentwicklung der Jugendberufsagenturen: So setzen wir uns für einen erleichterten Datenaustausch zwischen den verschiedenen Sozialleistungsträgern ein, damit Jugendliche ganzheitlich und bestmöglich begleitet werden können. Außerdem bauen wir die Zusammenarbeit mit den allgemeinbildenden Schulen weiter aus: Mit der „Lebensbegleitenden Berufsberatung“ beraten wir Jugendliche ab dem kommenden Schuljahr flächendeckend noch früher in den Schulen und erweitern unser Angebot an beruflicher Orientierung deutlich.“