27.01.2012

Am 27. Januar wurden 22 junge Migrantinnen und Migranten des Neigungskurses „Literaturwerkstatt“ an der Beruflichen Schule Recycling- und Umwelttechnik (G 8) bei einem Festakt im Ernst-Deutsch-Theater durch Ralph Giordano mit dem Bertini-Preis 2011 ausgezeichnet.

Die Schülerinnen und Schüler hatten sich auf besondere Weise mit Schicksalen und literarischen Zeugnissen des Holocaust auseinandergesetzt. Sie suchten das Gespräch mit Zeitzeugen der Kinderdeportationen, besuchten Gedenkstätten und reflektierten Unrecht, Ausgrenzung und Gewalt des Faschismus vor dem Hintergrund ihrer eigenen Migrationserfahrung.

„Es ist geschehen und folglich kann es wieder geschehen“ war der Titel eines literarischen Abends, den die jungen Migrantinnen und Migranten mit ihrer Kursleiterin Marianne Marheineke in einer Buchhandlung veranstalteten. „Die jungen Menschen sind beim Vorlesen über sich selbst hinausgewachsen, denn sie lernten erst seit ca. eineinhalb Jahren Deutsch und näherten sich den komplexen Texten sehr behutsam und ausdrucksstark. Gerade die Vorsicht, mit der sie an die Worte herangingen, machte ihre Lesart ganz besonders“, erinnert sich Annette Brauer, die Klassenlehrerin der BVJ-M Klasse („Berufsvorbereitung für MigrantInnen“).

„Es ist beeindruckend, Zeuge zu werden, wie die jungen Heranwachsenden Geschichte schreiben, motiviert und angeleitet durch insbesondere zwei engagierte Kolleginnen. – Fast so, als würden sie den Geist der Bertinis in verantwortungsvoller Weise aufgenommen haben und weitertragen. Eine wichtige Aufgabe gerade jetzt. Meine hohe Anerkennung an die Beteiligten!“, würdigt Andreas Beyerle, der Schulleiter der G8, diese Initiative

Die Auseinandersetzung mit vergangenem Unrecht stand auch immer in Bezug zu aktueller Ausgrenzung, Gewalt und politischer Verfolgung. Daher informierten sich die Schülerinnen und Schüler der G 8 intensiv über die bundesweite Flüchtlingsinitiative „Jugendliche ohne Grenzen“ und organisierten einen Flohmarktstand mit Büchern zugunsten der Organisation. Bei einem Diskussionsabend mit Zeitzeugen des Holocaust setzten sich die Migrantinnen und Migranten auch mit ihren eigenen Flüchtlingserfahrungen, dem Begriff Heimat sowie ihrer Situation in Deutschland auseinander.

Der Bertini-Preis wird in diesem Jahr zum vierzehnten Mal verliehen an jungen Menschen, die sich für ein gleichberechtigtes Miteinander der Menschen in dieser Stadt einsetzen, die sich gegen das Vergessen, Verdrängen und Verleugnen von Unrecht engagieren und die aktuelles Unrecht, Ausgrenzung oder Gewalt ungeachtet persönlicher Folgen bekämpfen.

Weitere Informationen:

 

Für Rückfragen:

Dr. Angela Homfeld
Öffentlichkeitsarbeit Hamburger Institut für Berufliche Bildung (HIBB)
E-Mail: angela.homfeld@hibb.hamburg.de