28.01.2013

Sechs Projekte junger Menschen mit Zivilcourage wurden anlässlich des Holocaust-Gedenktages am 27. Januar mit dem Bertini-Preis 2012 ausgezeichnet, darunter auch ein Theaterprojekt der Beruflichen Schule Bramfelder See.

Seit 15 Jahren erreicht der Bertini-Preis viele Hamburger Jugendliche, die sich für ein gleichberechtigtes Miteinander der Menschen in dieser Stadt einsetzen. Die Preisträger kommen aus Schulen, aus Kirchengemeinden, Musikgruppen, Arbeitslosenprojekten oder Jugendinitiativen. In seiner Festrede im Ernst-Deutsch-Theater gratulierte und dankte Senator Olaf Scheele den diesjährigen Preisträgern – 91 Jugendlichen aus sechs Projekten – und er bat sie: „Begreift den Bertini-Preis nicht nur als verdiente Belohnung für das Geleistete, sondern nehmt ihn auch entgegen als einen Auftrag für eure Zukunft: werdet zeitlebens Botschafter für Toleranz und Zivilcourage! … Denn unsere Demokratie braucht Menschen, die sich nicht einschüchtern lassen – sie braucht solche starken und mutigen Menschen, die zu ihrer Überzeugung stehen und die für andere einstehen. Sie braucht Euch!“

Die mit dem Bertini-Preis 2012 ausgezeichnete Theaterarbeit der H 20 „Die war nicht so! Jugendtheater zu Ehre, Respekt und Toleranz“ ist im Rahmen des Steilshooper „StoP-Projektes (Stadtteile gegen Gewalt)“ entstanden. Die Preisträger, zehn junge Erwachsene zwischen 18 und 21 Jahren, haben biografische Wurzeln in Südafrika, Togo, Pakistan und der Türkei. Sie entwickelten und spielten ein Theaterstück, mit dem sie sich über häusliche Gewalt und Partnergewalt auseinandersetzen. Zuletzt waren die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler am 18. Dezember 2012 auf Kampnagel zu sehen. Dort traten sie mit ihrem Stück beim Aktionstag „Respekt in der Liebe – Schulen und Stadtteile gegen Partnergewalt“ auf (siehe auch Bericht im HIBB-Nachrichtenportal, Dezember 2012).

Der Laudator Bernd Brauer (Freimaurerloge Hamburg) lobte die 10 Preisträger des Theaterprojekts am 27. Januar: „Ihr tragt mit Eurem Stück zum Verstehen bei. Ihr sprecht die Sprache, die heute gesprochen wird. Ihr wählt ein Thema, das sich durch alle Kulturen hindurchzieht, weil es mit dem Leben selbst zu tun hat: Gewalt in der Partnerschaft. Ihr spielt überzeugend, Ihr spielt anregend, Ihr spielt so, als wäre geschehen, was Ihr berichtet. – Kein bisschen langweilig, sondern witzig und ernst zugleich. – Ihr seid glaubwürdig.“

Olaf Bublay, Theaterlehrer an der H 20 begleitete das Projekt neben Patrick Abozen als Spielleiter. Ihn beeindruckt die Ernsthaftigkeit und das Engagement der jungen Erwachsenen: „Mit der Inszenierung nach Motiven von Lutz Hübners ‚Ehrensache’ mischen sich zehn junge Menschen unserer Höheren Handelsschule in die Diskussion um traditionelle Geschlechterrollen und kulturelle Werte unter multikulturellen Jugendlichen ein. Sie wollen zeigen, was es bedeutet, wenn junge Männer das Sagen haben und diesen Anspruch aus einem umstrittenen Ehrbegriff ableiten. Dabei geht es auf der Bühne nicht darum, mit dem interkulturellen Zeigefinger in ‚gute’ und ‚schlechte’ Muslime einzuteilen, sondern um die Auseinandersetzung mit den Mechanismen, die zur Eskalation von Gewalt führen. Mord kann niemals ehrenhafte Motive haben.“

Das Hamburger Institut für Berufliche Bildung (HIBB) wird die Teilnahme der Jugendlichen bei einem deutsch-amerikanischen Jugendaustausch in Boston (USA) „Prävention von Beziehungsgewalt“ finanziell unterstützen, bei dem sie auch ihr Theaterstück aufführen werden. Rainer Schulz, Geschäftsführer des HIBB, sagte dies noch auf der Festveranstaltung zu: „Indem junge Menschen aus verschiedenen Gesellschaften und Lebenswelten sich gemeinsam darüber auseinandersetzen, wie Gewalt in Beziehungen eskaliert und welche Präventionsmöglichkeiten es gibt, tragen sie zu mehr Toleranz, Verständnis und Frieden bei. Das ist vorbildlich!“

Der in diesem Jahr zum fünfzehnten Mal verliehene Bertini-Preis fördert Vorhaben gegen das Vergessen, Verdrängen oder Verleugnen von Unrecht und Gewalt gegen Menschen in der Geschichte der Stadt Hamburg. Und er fördert Vorhaben gegen Unrecht, Ausgrenzung und Gewalt, für ein gleichberechtigtes Miteinander der Menschen in dieser Stadt.