24.01.2011

Eine aktuelle Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und der Bertelsmann Stiftung kommt zu dem Fazit: Das Übergangssystem zwischen Schule und Berufsausbildung sei dringend reformbedürftig. Grundlage der Analyse ist eine Befragung von 500 Berufsbildungsexperten, die für die Studie die gegenwärtigen Bedingungen beim Übergang Schule - Berufsausbildung bewerteten.

Eine große Mehrheit von 89 Prozent gibt an, dass es beim Einsatz von finanziellen Mitteln und Personal im Übergangssystem an Effektivität mangelt. Mehr als drei Viertel der Fachleute kritisieren, dass die zahlreichen unterschiedlichen Maßnahmen und Bildungsgänge inzwischen kaum noch zu überblicken sind. Trotz aller notwendigen Reformen sei das Übergangssystem aber grundsätzlich unverzichtbar: 81 Prozent der Berufsbildungsfachleute sind der Meinung, dass auch in Zukunft Maßnahmen und Aktivitäten erforderlich sein werden, um Jugendliche beim Übergang von der Schule in eine Berufsausbildung zu unterstützen.

Der Studie zufolge begannen im Jahr 2009 immer noch rund 347.000 Jugendliche mit einer Übergangsmaßnahme zwischen Schule und Berufsausbildung. Nach Schätzungen von Fachleuten führe dies zu Kosten von jährlich über vier Milliarden Euro. Oft seien es Jugendliche aus weniger privilegierten Familien, die Probleme bei der Berufswahl und Ausbildungssuche haben. Vor diesem Hintergrund fordern die befragten Experten, bereits in den allgemeinbildenden Schulen mehr für die Prävention zu tun: Mehr als 80 Prozent der Fachleute wünschten sich ein eigenständiges Fach „Berufsorientierung“. Dieses Fach müsse es für alle Schüler über mehrere Jahre geben. Zudem sollte für alle gefährdeten Jugendlichen eine individuelle Übergangsbegleitung von der Schule in die Ausbildung mit einer festen Vertrauensperson erfolgen. 85 Prozent der befragten Fachleute haben eine weitere Forderung: Betriebe sollten bei Schwierigkeiten in der Ausbildung, bei denen zum Beispiel ein Ausbildungsabbruch droht, kostenfrei auf einen externen persönlichen Ansprechpartner zurückgreifen können.

Nach Auffassung von Dr. Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung, könne es sich Deutschland schlichtweg nicht mehr leisten, viele Jugendliche erst über Umwege oder Warteschleifen in eine Ausbildung zu bringen oder sie sogar ganz ohne Berufsausbildung auf den Arbeitsmarkt zu entlassen. Dräger: „Wir brauchen klare und transparente Übergangswege, die den Jugendlichen nützen und ihnen die Chance auf einen Ausbildungsplatz geben.“

BIBB-Präsident Manfred Kremer erklärte dazu: „Die vielen Programme und Initiativen, die schon heute neue Ansätze zur Unterstützung der Jugendlichen beim Übergang von der Schule in die Berufsausbildung erproben, müssen besser miteinander verbunden werden.“ Viele Maßnahmen liefen zu unkoordiniert nebeneinander her und selbst Fachleuten falle es mittlerweile schwer, den Überblick zu behalten. Die Studie zeige nun, welche der vorhandenen Ansätze aus der Perspektive der verschiedenen Akteure in der Berufsbildung ausgeweitet und verstetigt werden sollten.

Für die Untersuchung wurden innerhalb des „Expertenmonitors Berufliche Bildung“ des BIBB im Herbst 2010 deutschlandweit rund 500 Berufsbildungsfachleute befragt. Die Fachleute stammen aus unterschiedlichsten Institutionen wie zum Beispiel Betrieben, Schulen, überbetrieblichen Bildungsstätten, Kammern, Arbeitgeberverbänden, Gewerkschaften und Forschungseinrichtungen.

Die gemeinsame Studie des BIBB und der Bertelsmann Stiftung „Reform des Übergangs von der Schule in die Berufsausbildung: Aktuelle Vorschläge im Urteil von Berufsbildungsexperten und Jugendlichen“ können Interessierte kostenlos unter www.expertenmonitor.de abrufen.

MSz (HIBB)

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