28.10.2021

Die Initiative Bildungsketten unterstützt junge Menschen auf ihrem Weg ins Berufsleben. Nach sechs Jahren erneuert Hamburg seine Bildungsketten-Vereinbarung mit dem Bund. Beteiligt sind das Bundesbildungsministerium, Bundesarbeitsministerium, die Behörde für Schule und Berufsbildung und Sozialbehörde sowie die Agentur für Arbeit Hamburg. Mit Unterzeichnung der Bildungsketten-Vereinbarung erhält Hamburg vom Bund bis 2026 jährlich mehr als eine Million Euro. Vorrangiges Ziel der Partner ist es, dem sich abzeichnenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken und allen Schulabgängern gute Übergänge in Ausbildung und Beruf zu garantieren.  

Mit Unterstützung des Bundes wird Hamburg deshalb künftig eine Servicestelle einrichten, die alle Prozesse im Bereich Berufsorientierung weiter optimieren und bündeln soll. Damit wird eine einzige Anlaufstelle für alle Schulen, die Jugendberufsagentur, die Kammern, Arbeitgeber und Betriebe geschaffen. Hamburg wird zudem die Berufsorientierung in den Gymnasien deutlich stärken, um gerade für Abiturienten die Karrierechancen über die betriebliche Ausbildung attraktiv zu machen. Alle Stadteilschulen bekommen die Möglichkeit, Praxisklassen einzurichten, um so rechtzeitig die Jugendlichen und die Betriebe zusammen zu bringen. Ein weiterer Schwerpunkt wird die gezielte Berufsvorbereitung für alle neu zugewanderten Jugendlichen bereits in den Internationalen Vorbereitungsklassen (IVK) sein. Der weitere Ausbau digitaler Strukturen in der Berufsorientierung schafft die Voraussetzung, um Jugendliche in all diesen Angeboten gezielt ansprechen und individuell unterstützen zu können.

Anja Karliczek, Bundesministerin für Bildung und Forschung: „Mit der Bildungskettenvereinbarung schaffen wir ein einheitliches und verbindliches System für die berufliche Orientierung und den Übergang in die Berufsausbildung. Dazu bündeln wir die Kräfte von Bund und Land. Dies ist ein weiterer Schritt, um Jugendlichen die Berufswahl leichter zu machen. Dabei ist mir besonders wichtig, dass junge Menschen individuell ihre Stärken ermitteln können. Mit der flächendeckenden Wirkung dieser Maßnahme hängt es dann auch nicht mehr vom Zufall ab, ob ein junger Mensch Zugang zu einer Berufsorientierungsmaßnahme erhält oder nicht. Ich freue mich, dass mit dieser Vereinbarung das Land Hamburg seine Beteiligung an der Initiative Bildungsketten vertieft und ausbaut. Damit verbinde ich auch die Hoffnung auf eine weitere Dynamik in der Kooperation von Bund und Land.“

Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales: „Bei der Initiative Bildungsketten arbeiten Bund, Länder und die Bundesagentur für Arbeit Hand in Hand, um jungen Menschen einen guten Start ins Berufsleben zu ermöglichen. Die gemeinsame Unterstützung ist gerade in diesen schwierigen Zeiten wichtig, damit junge Menschen auch in Zukunft ihre Perspektive in einer betrieblichen Berufsausbildung sehen. Diese Fachkräfte sind unsere Zukunft. Ich freue mich daher sehr über den Abschluss der neuen Bildungsketten-Vereinbarung mit Hamburg. Außerdem rufe ich die Arbeitgeber auf, unsere Azubi-Prämie in Anspruch zu nehmen, mit der wir die betriebliche Ausbildung in der Corona-Pandemie gezielt unterstützen.“

Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe: „Wir können junge Menschen für die Berufsausbildung begeistern und sie stärken, damit sie ihre Ausbildung erfolgreich abschließen und ihren Weg in den Beruf gestalten. Zugleich müssen wir ihre digitalen Kompetenzen aufgreifen und fördern, so dass sie auf dem Arbeitsmarkt unserer digitalisierten Gesellschaft ihre Chancen nutzen können. Damit jede und jeder problemlos den Weg ins Berufsleben finden kann, verzahnen wir unsere Angebote an den Schulen intensiv mit den Angeboten aller Partner in der beruflichen Bildung. Denn der Übergang in die Arbeitswelt gelingt am besten im Zusammenspiel aller Beteiligten: Lehrkräfte und Beraterinnen, Coaches und Mentoren.“

Hamburgs Sozialsenatorin Dr. Melanie Leonhard: „Für einen erfolgreichen Start in das Berufsleben ist nicht nur der Schulabschluss erforderlich, sondern ebenso eine intensive Berufsorientierung. Gute Angebote der Begleitung und auch Unterstützung sollen bereitstehen, wenn mal etwas mehr Unterstützung gefordert ist. Dazu dient diese Vereinbarung. Sie fördert die fachübergreifende Kooperation und unterstützt damit die Hamburger Zielsetzung, keinen Jugendlichen auf dem Weg von der Schule in Ausbildung und Beruf verloren zu geben. So können wir jungen Menschen die Angebote machen, die sie für ihren Weg von der Schule ins Berufsleben benötigen.“

Sönke Fock, Vorsitzender der Geschäftsführung in der Agentur für Arbeit Hamburg: „Mit Beginn der Corona-Pandemie haben sich gute und bewährte Wege der Berufsorientierung und der individuellen Berufswahl verändert. Ausbildungsmessen, Schülerpraktika, Tage der offenen Tür in Unternehmen oder auch die persönliche Berufsberatung waren – fast – nicht mehr möglich, sie verlagerten sich zum großen Teil in digitale Angebote. Gleichzeitig reduzierten sich die gemeldeten Ausbildungsstellen der Hamburger Wirtschaft im Verlaufe der Corona-Krise deutlich. Durch den demografischen Wandel entstehen weitere Herausforderungen, denn der Fachkräftebedarf wird in den nächsten Jahren deutlich zunehmen: Erfahrene Fach- und Führungskräfte in Hamburger Unternehmen wechseln in großer Anzahl in den Ruhestand. Diese Verluste an beruflicher Fachlichkeit, betrieblicher Erfahrungen und persönlichem Know-how gilt es auf allen Ebenen mit motivierten Nachwuchskräften auszugleichen, aufzubauen und weiterzubilden. Die Initiative Bildungsketten leistet mit kreativen Ansätzen, dass jedes junge Talent über verschiedenste Angebote der Berufsorientierung den passenden Übergang in einen Hamburger Betrieb realisieren kann.“

In der ersten Bildungsketten-Vereinbarung von 2015 waren Angebote in der Berufsorientierung die Schwerpunkte. Dazu zählten unter anderem die nun etablierte Potenzialanalyse oder auch Unterrichtsmodule wie die Hamburger Werkstatttage, durch die Jugendliche praktische Erfahrungen in Betrieben sammeln. In der neuen Bildungskettenvereinbarung (vgl. Linkliste) setzt Hamburg unter anderem verstärkt auf Kooperation der Partner, Digitalisierung, Inklusion und die Verzahnung beruflicher und akademischer Bildung.

Berufsorientierung stärken
Jugendliche sollen sich bewusst für einen Beruf entscheiden und nach der Schule einen sicheren Anschluss in Ausbildung finden. Eine zentrale Stelle soll künftig alle Fragen der Berufsorientierung und des schulischen Übergangssystems bündeln. Zu ihren Aufgaben zählt unter anderem der Austausch mit Partnern und Akteuren. Zudem soll die Servicestelle Strukturen für die Berufsorientierung aufbauen, und zwar in den Stadtteilschulen durch Einrichtung von Praxisklassen, in den internationalen Vorbereitungsklassen und auch in den gymnasialen Oberstufen.

Digitale Kompetenzen fördern
Eine digitale Plattform soll als regionale Schnittstelle aller Akteure im Bereich Berufsorientierung dienen: Hier lassen sich Orientierungs- und Beratungsangebote sowie Matchingprozesse an einer Stelle aus einer Hand organisieren. Auch der Berufswahlpass, ein Orientierungstest für Schülerinnen und Schüler, wird künftig online als E-Portfolio zur Verfügung stehen. Länderübergreifend soll der Berufswahlpass 4.0 junge Menschen bei ihrer beruflichen Selbsteinschätzung und -erkundung unterstützen. Die Berufsausbildung soll auch die digitalen Kompetenzen Auszubildender zunehmend fördern. Zum einen wird es Lernangebote für digitale Zusatzqualifikationen als berufsübergreifendes Angebot für leistungsstarke Berufsschülerinnen und -schüler geben. Dies stärkt auch die Attraktivität der dualen Berufsausbildung. Zum anderen werden Berufsschulen und Betriebe berufsbezogene digitale Basiskompetenzen ermitteln und gezielt in die Unterrichtsentwicklung integrieren. Förderbedürftige Jugendliche erhalten in den Teilprojekten „Tablet-Klassen“ und „DigiPlus“ zusätzliche Unterstützung durch digitale Angebote. Für Lehrkräfte soll es Schulungen für den Umgang mit diesen Hilfsmitteln geben.

Inklusive Angebote erweitern
Berufliche Bildung in Hamburg wird immer inklusiver, in allen Bereichen am Übergang Schule – Beruf. Dafür stehen Schülerinnen und Schüler mit speziellem Förderbedarf beispielsweise berufsorientierende Module zur Verfügung. Das Projekt „dual & inklusiv – Berufliche Bildung in Hamburg“ begleitet und unterstützt die berufsbildenden Schulen bei der Umsetzung inklusiver Strukturen und Angebote. Auch für die Hamburger Betriebe soll eine „Servicestelle Inklusion für den ersten Arbeitsmarkt“ bedarfsgerechte Unterstützungsleistungen entwickeln. In Kooperation mit den Kammern und dem UVNord möchte Hamburg damit Hürden für eine betriebliche Ausbildung für junge Menschen mit Behinderungen abbauen. Auf Eigenständigkeit und Beteiligung junger Menschen in der Inklusion setzt das Teilprojekt Empowerment. Mithilfe von Selbsteinschätzungsbögen sollen junge Erwachsene mit möglichem Förderbedarf künftig selbst ihre Ressourcen, aber auch Unterstützungsbedarfe erkennen.

Weitere Handlungsfelder in der Bildungskettenvereinbarung sind unter anderem die Berufsorientierung für Migrantinnen und Migranten, das Konzept der studienintegrierenden Ausbildung an der Beruflichen Hochschule Hamburg oder auch das Verhindern von Ausbildungsabbrüchen durch speziell geschulte, ehrenamtliche Coaches.