Zur Idee

Lernen ist stets ein individueller Prozess! Diese Erkenntnis ist nicht neu. Idee des individualisierten Lernens ist, die einzelnen Lernenden und ihren jeweils individuellen Lernprozess in den Mittelpunkt unterrichtlichen Handels zu stellen. Gemeint ist damit ein grundlegender Perspektiv- und Haltungswechsel: Lernende in ihren Lernprozessen anknüpfend an ihre jeweiligen Voraussetzungen zu fördern, zu fordern und zu begleiten. Verbunden mit dem Ziel, die in den jeweiligen Rahmen(lehr)plänen bzw. Bildungsplänen definierten Kompetenzen zu entwickeln.
Dafür braucht es mehr Freiraum bei der Gestaltung der Lehr- und Lernprozesse für Lehrende und Lernende zugleich sowie die Bereitschaft und Fähigkeit der Lernenden, Verantwortung für ihren Lernprozess zu übernehmen sowie die Bereitschaft der Lehrenden, diese Verantwortung auch an sie abzugeben und gleichzeitig ihres bildungspolitischen Auftrags nachzukommen. Und es braucht Schulleitungen, die diese Freiräume gewähren und die dazu notwendigen schulorganisatorischen Voraussetzungen schaffen.

Wichtige Bausteine der Unterrichtsgestaltung bzw. der Lernprozessgestaltung im Rahmen von individualisiertem Lernen sind auch Lerncoaching und Lernentwicklungsgespräche sowie durchgängige Sprachbildung.

Auch die ab 1. August 2018 geltende Richtlinie für Leistungsnachweise an berufsbildenden Schulen in Hamburg (außer Berufliches Gymnasium), die zunächst für ein Jahr erprobt wird, leistet einen wichtigen Beitrag, dem Anspruch an individualisiertes Lernen gerecht zu werden.

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Leitlinien

Das „Hamburger Verständnis“ von individualisiertem Lernen in der Berufsbildung ist in den 2011 entwickelten Leitlinien zum Individualisierten Lernen beschrieben. Damit gibt es erstmals eine klar beschriebene Philosophie und eine klare Zielsetzung, aber bewusst kein einheitliches Format wie dieses Ziel zu realisieren ist: siehe download.


Leitfaden

Der Leitfaden gibt einen Überblick und schafft Struktur über die bei der Entwicklung von Lernsituation zu berücksichtigenden Aspekte:
siehe download.


Leitfragen

Die Leitfragen sind eine Zusammenfassung der in verschiedenen Kontexten gestellten Fragen von Kolleginnen und Kollegen bei der Konstruktion und Evaluation von handlungsorientierten Lernsituationen, die individualisiertes Lernen ermöglichen. Sie unterstützen den Austausch bei der Lernprozessgestaltung im Team der Lehrenden, um dann gemeinsam Antworten bzw. Lösungen zu finden. Sie können aber auch genutzt werden zur Evaluation. Einige Fragen gibt es an unterschiedlichen Stellen mehrfach, weil sie sich an verschiedenen Stellen erneut stellen. Nicht alle Fragen müssen zwangsläufig beantwortet werden.
Darüber hinaus geht es um Überlegungen und Impulsfragen zur Lernprozessbegleitung: Begleitung im Unterricht, Lernentwicklungsgespräche und Lerncoaching: siehe download.


Pilotprojekte

Erste Ansätze des individualisierten Lernens an berufsbildenden Schulen entstanden bereits 2006 in den Projekten SELKO und KomLern, die vom Referat Berufliche Bildung des Landesinstituts und der HIBB-Zentrale gesteuert wurden. Aus dieser Arbeit entstand ein Werkstattbericht (siehe link).

2011 wurden die Leitlinien zum individualisierten Lernen in einem vierjährigen Pilotprojekt mit vier Hamburger berufsbildenden Schulen erprobt und evaluiert. So unterschiedlich die Ausgangssituationen waren und sind, so unterschiedlich sind auch die Entwicklungen in den beteiligten Schulen. So gab es Entwicklungsschwerpunkte wie u.a. das Lernfeldkonzept mit Lernrastern und Lernjobs weiter zu entwickeln, Raumkonzepte neu zu gestalten, Lerncoaching und Willkommensgespräche zu implementieren, die Beteiligung der Kolleginnen und Kollegen durch sogenannte Lernwerkstätten zu erhöhen und kompetenzorientierte Leistungsprüfungen auf den Weg zu bringen. Bericht zum Reformvorhaben: siehe download.


Neuordnung der Büroberufe. Vier berufsbildende Schulen kooperieren

Ziel dieses Reformverfahrens war die Entwicklung handlungsorientierter Lernsituationen, die die Lernenden als aktiv Handelnde einbeziehen und so den HIBB-Leitlinien individualisierten Lernens Rechnung tragen. Der Prozess der vier kooperierenden Schulen sowie zahlreiche Ergebnisse sind im Abschlussbericht beschrieben: siehe download.


TRAIN.Transfer im Netzwerk

Im Schuljahr 2017/18 kooperierten vier weitere Schulen, um sich bei der Entwicklung handlungsorientierter Lernsituationen, die individualisiertes Lernen ermöglichen, zu unterstützen. Begleitet wurde dieses Netzwerk von der HIBB-Zentrale. Darüber hinaus war TRAIN der Auftakt für ein Netzwerk von Kolleginnen und Kollegen drei weiterer Schulen, die sich monatlich selbstorganisiert zum Thema individualisiertes Lernen austauschen.


Netzwerk für Beauftragte an den berufsbildenden Schulen

Die Grundsteinlegung für dieses Netzwerktreffen fand statt am 1. November 2018 mit rund 40 Kolleginnen und Kollegen unter der Leitung der HIBB-Zentrale und des Landesinstituts (Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung, Referat Berufliche Bildung/Individualisiertes Lernen). Zweimal jährlich werden nun die Beauftragten für individualisiertes Lernen bzw. für Unterrichtsentwicklung der Schulen zusammenkommen; ergänzt wird dieses Angebot um Austauschforen für alle interessierten Kolleginnen und Kollegen zu verschiedenen Aspekten rund um das individualisierte Lernen. Zugleich werden dort, wo es sich thematisch anbietet, eine Kooperation und ein Austausch mit den bereits existierenden Netzwerken zum Lerncoaching und zur Sprachbildung erfolgen.


Lerncoaching und Lernentwicklungsgespräche

Lernen ist ein individueller Konstruktionsprozess, in dem mit allen Sinnen aufgenommene Informationen in Wissen transformiert werden. Er wird von den Lernenden weitgehend selbst gesteuert. Lerncoaching unterstützt und begleitet Lernende, ihren Lernprozess zu optimieren und Lernblockaden zu lösen. In Lernentwicklungsgesprächen reflektieren Lernende und Lehrende den zurückliegenden Lernprozess, blicken auf den Ist-Zustand und vereinbaren Ziele und Verabredungen für die Zukunft.
In einem Netzwerk tauschen sich die Lerncoaches der berufsbildenden Schulen unter der Leitung des Landesinstitut regelmäßig aus (Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung, Referat Berufliche Bildung/ Lerncoaching).


Durchgängige Sprachbildung

Eine hohe Sprachkompetenz ist von entscheidender Bedeutung für das individualisierte Lernen, für die individuelle Identitätsbildung sowie für die Integration in Gesellschaft und Beruf. Durchgängige Sprachbildung ist der bewusste Umgang mit Sprache in jeglichem Unterricht in allen Schulformen und Bildungsgängen. Für einen gelingenden Lernprozess von Schülerinnen bzw. Schülern unterschiedlichen Sprachstandes ist es möglich, Sprachförderung auch zusätzlich zum sprachsensiblen Fachunterricht in einem additiven Angebot zu ermöglichen.
In regelmäßigen Newslettern berichten Sprachbeauftragte der berufsbildenden Schulen u.a. von ihren Erfahrungen und stellen sprachdidaktische Hilfen vor. Verbunden sind sie in einem Netzwerk unter der Leitung des Landesinstituts (Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung, Referat Berufliche Bildung/ Sprachbildung): siehe download.


Richtlinie für Leistungsnachweise an berufsbildenden Schulen in Hamburg (außer Berufliches Gymnasium) zur Erprobung

Ziel der Richtlinie ist es, inhaltliche Anforderungen, Formate, Anzahl, zeitliche Verteilung sowie Grundzüge der Bewertung und Korrektur von Leistungsnachweisen im Verlauf der Ausbildung zu regeln. Sie öffnet die Formate von Leistungsnachweisen gegenüber der alten Richtlinie für Klassenarbeiten, um den Lehrenden einen größeren Handlungsspielraum zur Leistungsüberprüfung zu geben und um den nach Lernfeldern geordneten Rahmen(lehr)plänen und Bildungsplänen gerecht zu werden: siehe download.