06.10.2017

Verantwortungsvoll Handeln und flexibel Denken? Wer das kann und dazu das deutsche Rechtssystem spannend findet, ist im Finanzsektor gut aufgehoben. Dass dieser gar nicht so viel mit Mathe, sondern mehr mit Gesetzen zu tun hat, konnte auch Sabine Haupt feststellen: Die 23-Jährige stieg kurz vor ihrem Abschluss aus dem Studium der Betriebswirtschaftslehre (BWL) aus, um sich am Finanzamt Buchholz zur Diplom-Finanzwirtin ausbilden zu lassen. Ein Entschluss, mit dem sie mehr als zufrieden ist!

In die Bürotätigkeit und Verwaltung wollte Sabine schon immer. Da ihre Eltern beide Beamte sind, lag das nahe. Daher empfahl man ihr in der Berufsberatung zunächst ein BWL-Studium. Die Anonymität mit rund 700 weiteren Studienanfängern/innen schreckte sie jedoch ab. „Eine individuelle Betreuung war überhaupt nicht möglich“, erzählt Sabine. „Ich habe gleich zu Anfang den Anschluss verpasst. Wir hatten viele Kurse wie Informatik, Quantitative Methoden und Statistik. So Mathe-lastig hatte ich mir das Studium nicht vorgestellt.“

Bereits im zweiten Studienjahr begann Sabine, sich nach anderen Möglichkeiten umzusehen. Einer ihrer Dozenten brachte sie schließlich auf die Idee, ihr Diplom in einem dualen Studium als Finanzwirtin zu machen. Da Sabine in Buchholz wohnte, bewarb sie sich örtlichen Finanzamt. Mit Erfolg: Im August 2015 startete Sabine ins duale Studium.

Die Ausbildung dauert insgesamt drei Jahre, verkürzen kann nur, wer vorab schon einen Master gemacht hat. 21 Monate gehen die Studenten an die Steuerakademie, 15 Monate arbeiten sie schließlich im Finanzamt. Da Buchholz zu Niedersachsen gehört, war Sabine an der Steuerakademie in Rinteln. Alle Auszubildenden eines Bundeslandes kommen an einer Akademie für ihr Studium zusammen. „Die Wohnung musste ich mir hier zwar selber suchen, aber durch die gute Ausbildungsvergütung von rund 1000 Euro pro Monat geht das absolut in Ordnung.“

Und auch sonst bietet ihr das duale Studium genau das, was sie gesucht hat: „Hier habe ich einen festen Rahmen, werde viel mehr an die Hand genommen und habe Anwesenheitspflicht. Das gab es im Studium überhaupt nicht. Im Amt gibt es außerdem einen Ausbilder, der uns zur Seite gestellt wird und zum Beispiel kontrolliert, sobald ich Steuererklärung bearbeitet habe.“

Der Beruf bietet ihr viele Sicherheiten. Eine Übernahme in den jetzigen Betrieb ist ihr sicher, auch sonst verspricht der Job eine hohe Arbeitsplatzsicherheit, geregelte Vergütung und eine Beamtenpension. „Als ich noch jung war, hätte ich mir niemals vorstellen können, wie meine Eltern Beamtin zu werden. Da war ich noch in der Rebellionsphase“, sagt Sabine und lacht. „Jetzt weiß ich, dass das genau richtig für mich ist.“