05.07.2018

Und schon wieder den Abgabetermin für die Hausarbeit verpasst … Faulheit? Eher nicht. Wissenschaftler/innen der Universität Wittenberg-Halle stellen in einer aktuellen Studie mit dem Titel „Befähigen, nicht aufzwingen“ fest: Auch unklare Aufgabenstellung und unverbindliche Begleitung durch Lehrende begünstigen prokrastinierendes Verhalten.

Hin und wieder mal etwas verschleppen oder eine unliebsame Aufgabe vor sich herschieben, das kennen fast alle Menschen. Problematisch wird es, wenn sich die Hausarbeiten für die Uni nach und nach auf dem Schreibtisch türmen – und der Zweifel am Studium mit jedem verstrichenen Termin wächst. Entgegen unwirscher Kommentare von Eltern oder Bekannten hat Aufschieben jedoch nichts mit süßem Nichtstun zu tun. Fortgesetztes Prokrastinieren macht Stress, keinen Spaß. Expert/innen beschreiben Prokrastination als bewusstes, aber irrationales Verhalten: Betroffene wissen, dass ihr Ausweichhandeln böse Folgen hat, entscheiden sich aber dennoch dafür. Wissenschaftler/innen der Uni Halle-Wittenberg wollten wissen, woran es liegen kann, wenn Studierende ihre Abschlussarbeiten nicht rechtzeitig abgeben.

Charakter oder Umstände?

Der Hang zur Aufschieberitis wird gern und häufig als Charaktereigenschaft verstanden. Die Studienautor/innen aus Halle gehen in ihrer Untersuchung einen anderen Weg. Sie wollten überprüfen, ob auch äußere Faktoren Studierende zum Prokrastinieren verleiten. Spannendes Ergebnis: Je unkonkreter und unklarer eine Aufgabenstellung für eine wissenschaftliche Arbeit formuliert ist, desto eher prokrastinieren die Studierenden. Diese Unklarheit kann auch dazu führen, dass die Studierenden keinen Ansatzpunkt finden, wie sie die Aufgabe lösen können. Das hat Konsequenzen. In einem Interview mit dem Deutschlandfunk erläutert Dr. Johannes Hoppe, Mitautor der Studie: „Wenn Studierende prokrastinieren, weil die Arbeitsaufgabe unklar formuliert ist, dann besteht die Gefahr, durch Selbstoptimierung nur die Symptome zu kurieren, aber nicht die eigentlichen Ursachen in Angriff zu nehmen. Und das kann dann im schlimmsten Fall dazu führen, dass Menschen aus dem Teufelskreis aus Vermeidung und Aufschieben nicht mehr alleine herauskommen.“ Und unter Umständen ganz ungewollt auch der Studienabschluss auf der Strecke bleibt.

Weniger Studienzweifel durch mehr Befähigung

Die Studienautor/innen aus Halle plädieren dafür, die Kooperation zwischen Lehrenden und Studierenden zu verbessern. Denn klar ist: Zum wissenschaftlichen Arbeiten gehört es auch, sich komplexe Themen selbst zu erarbeiten und dabei Unklarheiten auszuhalten. Darum liegt der Lösungsansatz nicht im „Vorkauen“ von Inhalten. Sehr wohl aber führen nach Studienlage klare Aufgabenstellungen, die Lehrende und Studierende gemeinsam entwickeln, sowie verbindliche Absprachen und Besprechungen der Arbeiten zu mehr und engagierter Eigenleistung der Studierenden. Das wäre zum Vorteil aller, die als Prokrastinierende an ihrem Studium zweifeln. In der Pressemitteilung der Uni Halle-Wittenberg zur Studie heißt es: „Dies könnte dabei helfen, dass die Studierenden seltener die Abgabefristen verstreichen lassen, bessere Noten erhalten und ihren Abschluss auch häufiger in Regelstudienzeit schaffen könnten.“

 

 INFOKASTEN:

Theorie und Praxis – fertig werden ermöglichen

 

Das könnt Ihr den Studienergebnissen zufolge tun, um eure Hausarbeiten erfolgreich zu Ende zu schreiben – habt vor allem keine Scheu, Eure Lehrkräfte an der Hochschule anzusprechen:

1. Klarheit schaffen

> über die Aufgabe: Was soll ich tun?
> über die Lösungswege: Wie schaffe ich das?

Unser Tipp: Nutzt dazu auch die Angebote an den Hamburger Hochschulen zum Thema wissenschaftliches Arbeiten. Zum Beispiel beim ZSPB der Uni Hamburg.

Nicht zögern, machen!
Für diese Seminare könnt ihr euch schon anmelden:
Fit fürs Lernen (Anregungen zur Änderung des Lernverhaltens ab September)
Weniger aufschieben – mehr erledigen (ab November)

Das vollständige Angebot des ZSPB findet ihr hier.

 

2. Verbindlichkeit herstellen

> regelmäßige Treffen und Besprechungen mit den Betreuenden der Arbeit
> Ergebnisse und Vereinbarungen protokollieren
> Zwischenziele festlegen

 

3. Fragen, fragen, fragen

Fragt euch selbst, aber fragt auch eure Betreuer/innen!
> Was verstehe ich noch nicht?
> Welche Informationen benötige ich noch?
> Wer kann mich dabei unterstützen?

Unser Tipp: Mit Euren Fragen seid Ihr nicht allein. Es beflügelt, gemeinsam zu lernen und sich über wissenschaftliche Problemstellungen auszutauschen. Bildet Arbeitsgruppen und bohrt die dicken Bretter der Abschlussarbeit gemeinsam.