22.11.2017

Als ausgebildeter Schifffahrtskaufmann weiß Ousman Sow (26) stets, wohin die Reise gehen soll. Das war nicht immer so: Sein 2012 begonnenes Studium der Rechtswissenschaften war für Ousman mehr frustrierend als erfolgreich. Doch das Gespräch mit Bekannten aus der Schifffahrtsbranche brachte schließlich die Wendung.

Mit großen Erwartungen begann Ousman Sow sein Studium an der Friedrich-Schiller Universität in Jena. „Die Realität hat mich dann schnell ernüchtert.“ Die Schule habe ihn kaum auf das Studium vorbereitet. „Das hat mir unter anderem gezeigt, dass die akademische Welt zumindest zum damaligen Zeitpunkt nicht meine Welt war. Ich wollte lieber etwas Praktisches machen und habe mich umorientiert.“ Ousman stieg aus, für ihn zu diesem Zeitpunkt sein erster „herber Misserfolg“.

Das Gespräch mit Bekannten stimmte ihn wieder positiv: „Ich habe mich unter anderem mit der Mutter eines Freundes unterhalten, die Dozentin an der Hamburg School of Business Administration (HSBA) ist und deren Mann als Schifffahrtskaufmann arbeitet. Ousman war interessiert und schickte gleich mehrere Bewerbungen ab, alle für eine Ausbildung in der Schifffahrt. „Es sollte auf alle Fälle ein traditionsreiches Hamburger Unternehmen sein und nicht zu groß“, erklärt er. Eben so wie das Unternehmen Frachtcontor Junge (FCJ) mit Sitz am Ballindamm, das sich um wasserseitige Ladungstransporte kümmert und ihn schließlich zum Bewerbungsgespräch bat. Sein Studienausstieg? „Ein Thema, aber kein Problem. Ich glaube nach wie vor, es schadet nicht, auch mit Fehlversuchen ehrlich umzugehen.“

Der schulische Teil der Ausbildung zum Schifffahrtskaufmann fand an der Handelsschule Berliner Tor im Blockunterricht statt. Als Auszubildender durchlief Ousman im Unternehmen alle Abteilungen, in denen er je 18 bis 29 Wochen verbrachte und vom Planen der Transportwege über das Buchen von genügend Frachtraum alles lernte, was man in diesem Bereich braucht. Dabei wurde er stets von Ausbildungsleiter Andre Bagehorn (Foto oben) unterstützt. So schloss Ousman seine Ausbildung im Juli 2017 erfolgreich ab und wurde direkt in seine Wunsch-Abteilung Shortsea übernommen, dem Kurzstreckenbereich für Frachtfahrten, die innerhalb eines Kontinents stattfinden.

Ab Januar 2018 wird er erneut studieren, diesmal neben dem Beruf, um seinen Bachelor in Shipping, Trade and Transport machen, den die Hamburg School of Shipping and Transportation Akademie (HST) gemeinsam mit der London Metropolitan University (London Met) entworfen hat. Das Studium ist auf drei Jahre ausgelegt, wobei die ersten zwei Jahre bereits durch die Berufsausbildung im dualen System angerechnet werden. Somit kann das Studium in Hamburg innerhalb von etwa 13 Monaten berufsbegleitend abends und samstags absolviert werden.

Die Motivation und innere Einstellung zum Studienweg sind bei Ousman diesmal ganz andere, denn ihm wurde signalisiert, im Anschluss eine leitende Position bei Frachtcontor übernehmen zu können. Seine damalige Entscheidung zum Ausstieg sieht er heute nicht mehr als Misserfolg: „Die Ausbildung war genau das Richtige für mich. Aber jetzt freue ich mich auch darauf, dass ich neben dem Beruf praxisnah und berufsbegleitend studieren werde.“