Die Bundesregierung hat gemeinsam mit den Spitzenverbänden der Wirtschaft im Juni 2004 den „Nationalen Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs in Deutschland“ vereinbart. Der Ausbildungspakt ist verlängert worden.
Die Sicherung eines adäquaten Ausbildungs- und Qualifizierungsangebots für alle ausbildungswilligen und -fähigen Jugendlichen ist erklärte Zielsetzung der Bundesregierung. Dies gilt für leistungsstarke und leistungsschwächere Jugendliche gleichermaßen. Nur so, das ist die Position der Regierung, kann der Fachkräftebedarf Deutschlands gesichert werden.
Auch wenn die Bereitstellung eines adäquaten Ausbildungsplatzangebots in erster Linie in den Verantwortungsbereich der Wirtschaft fällt, hat die Bundesregierung erklärt, sie bekenne sich zu der Verantwortung des Staates, ihren Beitrag zur Sicherung eines ausreichenden Ausbildungsplatz- und Qualifizierungsangebots zu leisten. Im März 2007 wurde der Ausbildungspakt bis zum Jahr 2010 verlängert. Dabei wurden zusätzliche quantitative Zielvereinbarungen festgelegt. Zudem hat sich mit dem Bundesverband der Freien Berufe der Kreis der Paktpartner erweitert.
In Ihrem Koalitionsvertrag für die 17. Legislaturperiode hat die Bundesregierung erklärt, den Pakt gemeinsam mit der Wirtschaft auch über 2010 hinaus fortführen zu wollen. Gewerkschaften und Länder sollten zur Mitarbeit eingeladen werden. Ein Schwerpunkt soll in der frühzeitigen Förderung von Jugendlichen mit Ausbildungsrisiken liegen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat erklärt, es werde die Bemühungen der Paktpartner auch in den kommenden Jahren mit flankierenden Maßnahmen und Programmen unterstützen.
Die Rahmenbedingungen haben sich seit 2003 deutlich verändert. Die demografische Trendwende stellt die Paktpartner vor neue Herausforderungen. 2010 haben 850.000 Jugendliche die allgemeinbildenden Schulen verlassen. Das sind fast 80.000 und damit rund neun Prozent weniger als noch im Jahr 2003. Bei den Hauptnachfragern nach Ausbildungsplätzen – den nicht-studienberechtigten Schulabgängern – ist der Rückgang sogar noch größer. Hier sank die Zahl von 703.000 im Jahr 2003 auf 580.000 Jugendliche im Jahr 2010 – ein Rückgang um 18 Prozent. Zudem stieg die Zahl der Studienanfänger von 378.000 im Jahr 2003 auf 423.000 im Jahr 2009. Auch dies verringert die Zahl der Bewerber um betriebliche Ausbildungsplätze.
In Folge dieser Entwicklungen können Unternehmen ihre Ausbildungsplätze bereits heute teilweise nicht mehr besetzen. In verschiedenen Branchen und Regionen besteht ein Bewerbermangel. Es gibt aber auch nach wie vor eine erhebliche Zahl von Bewerbern, denen der Übergang von der Schule in Ausbildung nicht sofort gelingt. Jahr für Jahr verlassen Jugendliche die Schule, ohne über eine hinreichende Grundbildung zu verfügen. Laut PISA-Studien der OECD handelt es sich – trotz erster Fortschritte – immer noch um rund 20 Prozent der fünfzehnjährigen Schüler, jährlich etwa 170.000 Jugendliche.
Der Nationale Integrationsplan verweist auf die hohe Zahl von Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die die Schule ohne Abschluss beenden. Laut aktuellem Lagebericht der Integrationsbeauftragten verlassen 13,3 Prozent der 15- bis 19jährigen Jugendlichen mit Migrationshintergrund die Schule ohne Abschluss – im Vergleich zu sieben Prozent bei den Jugendlichen ohne Migrationshintergrund. Auch haben Jugendliche mit Migrationshintergrund überproportional schlechtere bzw. niedrigere Schulabschlüsse.
Laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit waren 2010 bei den Trägern der Ausbildungsstellenvermittlung (Agenturen, ARGEn und zugelassene kommunale Träger) rund 256.000 Bewerber gemeldet, die die Schule vor einem Jahr und länger verlassen haben (sogenannte Altbewerber). Ein Teil der Altbewerber leistete zum Beispiel Zivildienst, Wehrdienst oder absolvierte ein Freiwilliges Soziales Jahr. Rund 154.500 Bewerber suchten bereits seit einem Jahr einen Ausbildungsplatz. Diesen Jugendlichen gilt das besondere Augenmerk der Paktpartner.
Lernbeeinträchtigte und sozial benachteiligte Jugendliche benötigen individuelle Unterstützung bei der Ausbildung. Die Paktpartner streben an, diesen Jugendlichen verstärkt den Einstieg in die betriebliche Ausbildung zu ermöglichen.
Ausbildungspakt verlängert
Angesichts der erfolgreichen Bilanz der bisherigen Zusammenarbeit und der neuen
Herausforderungen haben die Paktpartner beschlossen, den Pakt bis 2014 mit neuen Schwerpunkten fortzusetzen und die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration sowie die Kultusministerkonferenz als neue Paktpartner aufzunehmen.
BMBF / (MSz) HIBB