Von 1933 bis 1945 emigrierten rund tausend Deutsche auf der Flucht vor den Nationalsozialisten in die Türkei. Eine zweisprachige Ausstellung am Wirtschaftsgymnasium St. Pauli H 16 erinnert bis zum 23. Juni an die Geschichte der Flüchtling. Viele von ihnen waren Intellektuelle und Künstler, die ihren Platz in der Türkei fanden und an deren Modernisierung mitwirkten.
Schülerinnen und Schüler des Wirtschaftsgymnasium St. Pauli und des Çankaya Anadolu Lisesi in Ankara erkundeten in einem zweijährigen Comenius-Projekt dieses Kapitel der deutsch-türkischen Beziehungen. Sie besuchten die Ausstellung des Aktiven Museums »Haymatloz – Exil in der Türkei 1933-1945« in Berlin, die auf Initiative des Vereins Diversity United e.V. zum Abschluss in der H 16 gezeigt wird. Die Jugendlichen gingen zudem der Migration von Türken in Deutschland nach und fassten deren Geschichten in einem Buch zusammen.
Die jüdischen Flüchtlinge erhielten in der Türkei den Eintrag „yahudi haymatloz“ in ihre Fremdenpässe. Rund 200 der 1.000 in der Türkei aufgenommenen Menschen waren Wissenschaftler, Künstler, Architekten, Ärzte, Politiker – unter ihnen Ernst Reuter, Bruno Taut, George Tabori, Paul Hindemith und Eduard Zuckmayer. Sie wirkten als Professoren der Universität in Istanbul, als Leiter eines Kinderkrankenhauses in Ankara, als Dirigenten, Gymnasiallehrer oder Fremdsprachenkorrespondenten. Sie gründeten Theater- und Sprachschulen, richteten als Ingenieure Textilfabriken ein, konzipierten im Regierungsauftrag Staatsbauten, Schulen, Stadtbaupläne.
Die deutschen und türkischen Jugendlichen forschten in dem Projekt außerdem der Migration von Türken nach Deutschland nach – für einige von ihnen ein Teil ihrer eigenen Herkunftsgeschichte. Hier leben rund 2,5 Millionen Menschen türkischer Herkunft. Die Schülerinnen und Schüler befragten Familienmitglieder, Freunde und Nachbarn. Wie sah die Anwerbung aus? Wo kam der Dede, der Großvater unter? Gab es Kontakt zu deutschen Kollegen? Einladungen? Wie war das mit der Sprache? Wo ist Heimat? Das Buch und die Ergebnisse stellen die Jugendlichen im Ausstellungsprogramm vor.
Ort:
Aula des Wirtschaftsgymnasiums St. Pauli (H 16)
Budapester Straße 58, 20359 Hamburg
Zeiten:
Montag bis Samstag, 8 – 17 Uhr
besondere Veranstaltungen im Rahmen der Ausstellung:
Di, 07. Juni, 9.30 – 11.00 h:
Gespräch mit Zeitzeugen; Aktionstag
Do, 16. Juni, 19.00 h:
Veranstaltung „Die Türkei, die Juden und der Holocaust“
Sa, 18. Juni, 10.00 – 18.00 h:
Tag der offenen Tür; Dokumentarfilm „Zuflucht am Bosporus“
20./21. Juni, 9.30-13 h:
„Über die Grenze ist es nur ein Schritt“ Theaterbus des Deutschen Schauspielhauses