Deutsche und französische Azubis kochen für Festakt
„Franzbrötchen“ wollen die angehenden Köchinnen und Köche an der Staatlichen Gewerbeschule für Gastronomie und Ernährung (BS03) für ihre Gäste backen, und natürlich noch weitere regionale Delikatessen servieren. Denn bei der Feierstunde, für die sie das Catering ausrichten, sind rund 80 hochrangige Gäste aus Politik und Gesellschaft zu Gast. Sie alle feiern die guten deutsch-französischen Beziehungen, 60 Jahre Partnerschaft zwischen Marseille und Hamburg sowie den Auftakt des Jahres zur französischen Sprache und frankophonen Kultur in Hamburg.
„Wir nehmen jetzt das rouleau, also das Nudelholz!“, gibt die Lehrerin Josette Biondi-LePadellec aus Marseille Anweisungen an das deutsch-französische Küchenteam, das in der Küche der BS 03 versammelt ist, um eine Zusatzqualifizierung zum Traiteur, also zum Feinkostspezialisten, zu erlangen. Robin Gaudez aus Marseille und Miguel Celi aus Hamburg greifen nach der großen hölzernen Rolle und bearbeiten gemeinsam die Teigmasse, die vor ihnen auf der Arbeitsfläche liegt. „Ich kann auch gern übersetzen“, bietet Miguel Celi, der im Hamburger Marriott-Hotel eine Ausbildung zum Koch macht, hilfsbereit an. Der deutsch-französische Austausch, für den er auch schon nach Südfrankreich reiste, ist für ihn eine Bereicherung. „Toll, wieviel Wert die Franzosen auf eine hochpreisige Küche legen!“, erzählt er angesichts der extravaganten Speisen, die er dort am Lycée Hotelier – der Partnerschule der BS 03 – gefertigt hat. Diese reichen von diversen Pasteten bis hin zur Galantine, einer entbeinten Ente, die wieder gefüllt und dann gerollt wird.
„Wir waren hier in der charcuterie, der Fleischerei“, sagt Robin mindestens ebenso begeistert, denn in Hamburg hat er gelernt, verschiedene Würstchen zu fertigen oder auch ein halbes Schwein zu zerlegen: „Das habe ich noch nie gemacht!“
Werner Linnartz steht an der großen Rührmaschine und fertigt Vollkornbrotteig, der „ganz anders aussieht als das Baguette von heute Vormittag.“ Er ist einer der Kollegen, die an der BS 03 die Partnerschaft betreuen. Das Engagement der Lehrerschaft ist elementar für den Austausch, der den Schülerinnen und Schülern nicht nur die Zusatzqualifikation als „Traiteur“, sondern auch neue Freundschaften und Selbstvertrauen einbringt. „Die jungen Menschen lernen, sich in einem fremden Umfeld zu bewegen, sie arrangieren sich mit ungewohnten Arbeitsprozessen und neuen Herausforderungen“, so Rainer Schulz, Staatsrat der Behörde für Schule und Berufsbildung, bei der Feierstunde mit den französischen Gästen. Sie würden wertvolle Kompetenzen erlangen, die ihre duale, praxisorientierte Ausbildung bereichern und sie zu begehrten Fachkräften werden lassen.
Transnationale Mobilitäten
Fast 1.300 Auszubildende aus Hamburg verbrachten im Jahr 2016 einige Wochen beruflich im Ausland. Das sind rund 300 mehr als noch im Vorjahr. Fast alle berufsbildenden Schulen des HIBB sind beteiligt und führen weltweit Mobilitätsprojekte durch, in Frankreich unter anderem auch im Bereich Textil und Außenhandel.