Neuer Weg in der beruflichen Bildung
Senat stellt Pläne für erweiterte Berufsbildung vor
Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz hat heute Pläne für eine erweiterte Berufsausbildung vorgestellt. Ziel ist, dass Auszubildende im Rahmen ihrer Berufsausbildung zugleich ein Bachelor-Studium absolvieren können. Dazu soll innerhalb des Hamburger Instituts für Berufliche Bildung (HIBB) eine „Berufliche Hochschule Hamburg“ (BHH) als integrierter Fachhochschulbereich gegründet werden. Zurzeit können beide Bildungswege nur mit großem zeitlichen Aufwand nacheinander absolviert werden. Das neue Modell zielt darauf ab, beide Abschlüsse innerhalb von nur vier Jahren zu erreichen. Bürgermeister Scholz: „Das neue Ausbildungsangebot soll berufliches und wissenschaftliches Know-how bieten. Es stärkt zudem die duale Berufsausbildung.“
Die neue studienintegrierte Ausbildung findet im Ausbildungsbetrieb, in der Berufsschule und in der neuen beruflichen Hochschule statt. Sie steht Auszubildenden mit Abitur oder Fachhochschulreife zunächst in ausgewählten Berufen offen. Aufgrund von Synergieeffekten schließt der Bildungsgang nach vier Jahren mit der Berufsausbildung und einem Bachelor ab. Das ist möglich, weil eine Reihe von berufspraktischen und -theoretischen Ausbildungsanteilen in Betrieb und Berufsschule so gestaltet werden, dass sie zugleich als Leistung in einem Bachelor-Studiengang anerkannt werden. Die Ausbildung ist für die Auszubildenden kostenlos, sie erhalten sogar die übliche Ausbildungsvergütung ihres Betriebes. Die neue integrierte Fachhochschule soll akkreditiert werden, damit der dort vergebene Bachelor überall anerkannt und ein weitergehendes Master-Studium an jeder Hochschule ermöglicht werden kann.
Schon der Wissenschaftsrat hatte Bildungsangebote empfohlen, die zu einem beruflichen Abschluss führen, aber mit wissenschaftlichen Modulen angereichert werden. Die veränderten Anforderungen in der Berufs- und Arbeitswelt und der Trend zur Höherqualifizierung in der beruflichen Bildung machten eine Anreicherung bestimmter Berufsausbildungsgänge mit akademischen Inhalten notwendig. Auch die Wirtschaft sucht zunehmend Fachkräfte, die durch eine Ausbildung betrieblich sozialisiert sind, berufspraktische Erfahrungen haben und zugleich über wissenschaftliches Know-how verfügen. Dieses Profil wird jedoch weder von der beruflichen noch von der akademischen Bildung bedient.
Bildungssenator Ties Rabe: „Viele Schulabsolventinnen und Schulabsolventen wünschen sich einen Einstieg in die berufliche Praxis, wollen sich aber die Option auf einen akademischen Abschluss erhalten. Andere wünschen akademische Bildungsabschlüsse, ohne auf einen Praxisbezug zu verzichten. Eine sinnvolle und zeitlich effiziente Verbindung der beiden Bildungsgänge wollen wir jetzt ermöglichen – und so die Attraktivität der dualen Berufsausbildung stärken.“
Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank: „Alle, die die Schule verlassen, sollen ein Bildungsangebot finden, das zu ihnen passt. In Hamburg bieten wir die ganze Bandbreite an Bildungskarrieren: akademisches Hochschulstudium mit der Möglichkeit zu promovieren und habilitieren, universitäres Bachelorstudium, praxisorientiertes Fachhochschulstudium und das Duale Studium in privater Hochschule und Betrieb. Sechs staatliche Hochschulen und diverse private Einrichtungen sorgen hier für die exzellente Ausbildung von rund 100.000 jungen Menschen. Die Hochschule für Angewandte Wissenschaften ist ein wichtiger Partner der Stadt wenn es darum geht, berufliche Praxis mit wissenschaftlicher Kompetenz zu verbinden. Wir werden den Prozess einer innovativen Erweiterung des Bildungsangebotes mit unserer Expertise unterstützten und dafür sorgen, dass die Gestaltung des Studiums innerhalb der Beruflichen Hochschule Hamburgs etablierten Standards entspricht. Das Wissen und der Erfahrungsschatz unserer Hochschulen soll dabei eine wichtige Rolle spielen.“
André Mücke, Vizepräses der Handelskammer Hamburg: „Die duale Berufsausbildung ist für Unternehmen nach wie vor das beste Instrument, um Fachkräfte zu gewinnen. Aber wir brauchen Ideen, damit die duale Ausbildung auch für leistungsstarke Schulabgänger eine attraktive Laufbahn ist. Das Modell der studienintegrierten Ausbildung ist eine solche Idee – und eine richtig gute noch dazu. Die jungen Leute müssen ihre Berufswegeentscheidung erst nach einer zweijährigen Grundstufe treffen – das tun sie dann auf Basis echter beruflicher und akademischer Erfahrungen. Und das reduziert Fehlentscheidungen und Abbrüche.“
Josef Katzer, Präsident Handwerkskammer Hamburg: „Das Angebot einer Beruflichen Hochschule Hamburg kann mittel- und langfristig das Fachkräftepotenzial mit leistungsstärkeren Abiturienten im Handwerk ergänzen. Die Handwerkskammer Hamburg unterstützt das Vorhaben der Stadt ausdrücklich. Da unsere Berufsakademie Hamburg am Kompetenzzentrum Elbcampus bereits über ausbildungsintegrierte duale Studiengänge und umfangreiche Erfahrungen mit Lernortkooperationen verfügt, stehen wir bei der Prüfung und ggf. späteren Umsetzung des Vorhabens der Stadt zur Verfügung. Das Vorhaben stärkt die wichtige Gleichstellung von beruflicher und akademischer Bildung. In einer Zeit, in der die größte Gruppe der Schulabgänger Abiturienten sind, trifft ein solches Angebot den Bedarf auf beiden Seiten. Die Unternehmen benötigen hoch qualifizierte Fachkräfte für die Herausforderungen der Zukunft. Für die Leistungsträger der Zukunft ist es ideal, wenn sie in Theorie und Praxis gleichermaßen Erfahrung sammeln können, um dann die persönlich passende Entscheidung zu fällen.“
Michael Thomas Fröhlich, UVNord-Hauptgeschäftsführer: „Die Hamburger Arbeitgeber begrüßen die geplante Gründung einer „Beruflichen Hochschule Hamburg“ (BHH). Die Verknüpfung von beruflicher und wissenschaftlicher Ausbildung bietet den qualifizierten Schulabgängern einen neuen Zukunftsweg ins Arbeitsleben ohne sich für einen Weg, ob Studium oder duale Ausbildung, entscheiden zu müssen. Die BHH rundet das Angebot in der Stadt nunmehr ab und sorgt für die von der Wirtschaft seit langem geforderte Durchlässigkeit. Die Arbeitgeber profitieren von ganzheitlich ausgebildeten Jugendlichen, die im Zuge der immer weiter voranschreitenden Fachkräfteverknappung dringend gebraucht werden. Darüber hinaus wird die für die Wirtschaft so wichtige duale Ausbildung weiter gestärkt. UVNord wird sich aktiv in den Gründungsprozess einbringen!“
„Berufliche Hochschule Hamburg“ bereichert Hamburger Bildungslandschaft
Die BHH will die bereits bestehenden vielfältigen Bildungswege in der beruflichen und akademischen Bildung in Hamburg nicht ersetzen, sondern um eine neue Möglichkeit bereichern. Im Unterschied zu dualen Studiengängen umfasst die BHH zusätzlich einen Berufsabschluss. Trotz dieser besonderen Ausrichtung bieten sich der BHH vielfältige Anknüpfungspunkte zu einer Zusammenarbeit mit anderen hybriden Bildungsangeboten an Hamburger Hochschulen wie beispielsweise dualen Studiengängen, der „Hamburg School of Business Administration“ HSBA, der Berufsakademie Hamburg oder der Nord-Akademie.
Rückfragen der Medien:
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Tel. (040) 42831-2242
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Tel. (040) 42863-2322
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Handwerkskammer Hamburg
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Handelskammer Hamburg
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Unternehmensverband Nord (UVNord)
Sebastian Schulze, Geschäftsführer und Pressesprecher
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Hamburger Institut für Berufliche Bildung
Christine Gottlob, Öffentlichkeitsarbeit
Telefon (040) 428 63-2314
E-Mail: christine.gottlob@hibb.hamburg.de
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