Der Patient heißt heute „Herr Müller“, seine Erkrankung „Apoplex“, also: Schlaganfall. Name und Diagnose stehen auf den Notenlinien einer Schultafel in der Stadtteilschule Wilhelmsburg.
Dort weichen Violinschlüssel und Melodien heute der medizinischen Fachsprache der Pflegekräfte. Sie geben den Schülerinnen und Schülern am „Aktionstag Pflege“ Einblicke in ihren Berufsalltag, zum Beispiel bei Fallbesprechungen zu fiktiven Patienten wie Herrn Müller oder beim Verbandswechsel im Klassenzimmer nebenan.
„Echt gepflegt“ ist das Motto des Berufsorientierungstags, der den Jugendlichen ihre Möglichkeiten in der Pflege aufzeigen soll. Schulsenator Ties Rabe und Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks sind ebenfalls gekommen, um mit den Schülern über die Chancen im Pflegeberuf zu sprechen. „Eine Ausbildung in der Pflege ist für junge Menschen attraktiv. Das stellen immer mehr Jugendliche fest“, sagt Rabe. Immerhin habe sich die Zahl der Auszubildenden in Hamburg allein in der Altenpflege sowie der Gesundheits- und Pflegeassistenz und Haus- und Familienpflege von 919 auf jetzt 2035 mehr als verdoppelt. Insgesamt absolvieren in Hamburg derzeit mehr als 4000 Pflegeschülerinnen und -schüler eine Ausbildung sowohl in den bereits genannten Bildungsangeboten der Schulbehörde wie auch in der Gesundheits- und Krankenpflege und der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege.
Mit der kommenden Reform werde die Pflegeausbildung ab 2020 noch attraktiver. „Es lohnt sich also, dass Schülerinnen und Schüler mehr darüber erfahren, welche Chancen sich ihnen in der Pflege bieten“, so Ties Rabe. Der Aktionstag sei das richtige Konzept: „Bei solchen Veranstaltungen, aber auch bei Praktika oder im Unterricht zur Berufs-und Studienorientierung lernen sie die Berufe unmittelbar kennen. Sie können sich über Hamburgs vielseitige Ausbildungsstätten und natürlich auch über die Weiterbildung im akademischen Bereich informieren.“
Die 14-jährige Gizem ist bereits überzeugt: „Ich werde Kinderkrankenpflegerin.“ Sie war schon selbst Patientin und erinnert sich noch gut an die Pfleger, die sich um sie gekümmert haben. Auch ihre Freundin Flor ist sicher: „Ich wollte das schon, als ich ganz klein war. Ich gehe einfach gern mit Menschen um.“ Die Mädchen umwickeln sich gegenseitig Kopf und Hände mit dem Verbandsmaterial, das auf den Schultischen bereit liegt. Pflegekraft Merle Christensen schaut ihnen dabei über die Schultern, lächelt und lässt sie gewähren. Ein professioneller Verband ist zwar noch nicht entstanden, aber die Freude am Beruf. Und die Profession lernen die Mädchen dann in Zukunft, während ihrer Ausbildung.
Weitere Aktionstage an Stadtteilschulen sind geplant, der nächste findet voraussichtlich in Barmbek statt. Weitere Informationen dazu gibt Antje Prütz von der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz, antje.pruetz@bgv.hamburg.de
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