Neue Impulse für die Inklusion in der Berufsbildung

Neue Impulse für die Inklusion in der Berufsbildung

Fachtagung in Hamburg bündelt erstmals bundesweite Erfahrungen

Wie Inklusion beim Übergang von der Schule in den Beruf konkret und erfolgreich gestaltet werden kann, zeigen Projekte, Modelle und gute Praxisbeispiele in insgesamt 14 Foren auf der heute und morgen in Hamburg stattfindenden bundesweiten Tagung „Teilhabe und Inklusion im Übergang von der Schule in den Beruf“. Durch den Transfer der guten Praxisbeispiele in die Breite und den Erfahrungsaustausch der beteiligten rund 400 Expertinnen und Experten werden neue Impulse gesetzt und Perspektiven aufgezeigt, die das Thema Inklusion in der beruflichen Bildung stärken. An der gemeinsamen Tagung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) in Kooperation mit den Bundesländern Hamburg, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen sowie unter Einbeziehung nahezu aller Bundesländer sind auch Schulen, Betriebe und Kammern mit ihrer Expertise beteiligt. Gastgeber ist die Behörde für Schule und Berufsbildung mit dem Hamburger Institut für Berufliche Bildung.

Senator Ties Rabe unterstrich als Gastgeber der Tagung in seinem Grußwort: „Unser Ziel ist klar: Eine inklusive Berufsbildung, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen entsprechend ihrer individuellen Kompetenzen, ihres Potenzials und ihrer Bedürfnisse eine vollständige Teilhabe an beruflichen Bildungsangeboten ermöglicht. Dies erproben ausgewählte allgemeinbildende und berufsbildende Schulstandorte in Hamburg seit 2014 im Rahmen eines durch den Europäischen Sozialfonds geförderten Projekts gemeinsam mit Betrieben und Trägern am Übergang Schule – Beruf; von der Berufs- und Studienorientierung, über die Ausbildungsvorbereitung bis zur beruflichen Ausbildung.“

„Die Themen Digitalisierung und Flüchtlinge prägen zurzeit die öffentliche Diskussion. Dabei dürfen wir andere, wichtige Themen wie die Inklusion nicht aus den Augen verlieren“, betonte BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser anlässlich der Eröffnung. „Das Inklusionspotenzial des beruflichen Bildungssystems ist nach wie vor hoch und muss weiter erschlossen werden. Die Tagung leistet einen aktiven Beitrag dazu, die Möglichkeiten, Chancen und Perspektiven einer besseren Einbeziehung und Förderung behinderter und benachteiligter Menschen in berufliche Bildung durch Vernetzung aller beteiligten Akteure noch intensiver auszuloten und umzusetzen. Dabei ist für eine erfolgreiche Gestaltung der Ausbildungspraxis insbesondere die enge Zusammenarbeit von Berufsschule und Betrieb von grundlegender Bedeutung.“

Hintergrund ist die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention, mit der in Deutschland ein Prozess angestoßen worden ist, der im Wesentlichen den gemeinsamen Unterricht von behinderten und nichtbehinderten Kindern in Regelschulen in den Blick nimmt. Inklusion bezieht sich aber auf alle Bereiche unseres Bildungssystems, auch auf die berufliche Bildung und den Übergang von der Schule in Ausbildung und Beruf.

Inklusive Berufsbildung in Hamburg – Erste Erfahrungen
Hamburg erprobt im Rahmen des seit Januar 2014 durch den Europäischen Sozialfonds geförderten Projekts „dual & inklusiv: Berufliche Bildung in Hamburg“ in drei Teilprojekten an ausgewählten Standorten die Teilhabe Jugendlicher und junger Erwachsener mit speziellen Behinderungen oder mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Gesamtsystem Übergang Schule – Beruf und somit am ersten Arbeitsmarkt.

Im ersten Teilprojekt entwickeln 26 Stadtteilschulen ihre Berufs- und Studienorientierung weiter zu inklusiven Angeboten. Alle Jugendlichen, ob mit oder ohne Behinderung, können frühzeitig im Rahmen ihrer Möglichkeiten reale betriebliche Erfahrungen sammeln, diese reflektieren und sich ihrer Stärken und beruflichen Interessen bewusst werden.

Im zweiten Teilprojekt, der inklusiven dualisierten Ausbildungsvorbereitung lernen derzeit 80 Jugendliche mit Behinderung, die noch nicht berufswahlentschieden sind, drei Tage in der Woche im Betrieb (mit Unterstützung von Arbeitsassistenzen) und zwei Tage in der Woche an einer der 10 berufsbildenden Projektschulen. Durch die Reflexion ihrer betrieblichen Erfahrungen können sie so ihren persönlichen Weg in Ausbildung oder Beschäftigung finden.

Ziel ist es, Anschlüsse für Jugendliche mit Behinderungen in berufsbildende Regelangebote zu ermöglichen. Deswegen befasst sich das dritte Teilprojekt mit der dualen Ausbildung und der beruflichen Qualifizierung. Zurzeit werden 27 bzw. 19 junge Menschen mit Unterstützung einer Arbeitsassistenz in inklusiven Lerngruppen zu Verkäuferinnen bzw. Verkäufern und zu Fachlageristinnen bzw. Fachlageristen ausgebildet. Daran sind zwei berufsbildende Modellstandorte beteiligt. Alle sechs Auszubildenden des ersten Ausbildungsdurchgangs haben inzwischen erfolgreich ihre Ausbildung abgeschlossen. Seit diesem Schuljahr wird im Rahmen des Projekts zusätzlich das Angebot „Berufsqualifizierung“ für den Beruf Fachlagerist angeboten. Ziel ist es berufswahlentschiedenen jungen Menschen mit oder ohne Behinderung in einem inklusiven Angebot den zügigen Übergang in eine duale Ausbildung zu ermöglichen.

Weitere Informationen zur Tagung unter: www.teilhabe-und-inklusion.de
Der Austausch soll nach der Tagung fortgesetzt werden. Über den geschlossenen Bereich der digitalen BIBB-Plattform www.überaus.de können sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vernetzen und fachlich austauschen.

Ansprechpartner im Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB):
Klaus Weber; E-Mail: klaus.weber@bibb.de

Rückfragen der Medien:
Hamburger Institut für Berufliche Bildung (HIBB)
Dr. Angela Homfeld
E-Mail: angela.homfeld@hibb.hamburg.de

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