Thema: „Deutsch als Voraussetzung für eine erfolgreiche Ausbildung? Eine Frage für beide Lernorte!“
Müssen Auszubildende Deutsch können, um erfolgreich ihre Ausbildung abzuschließen? Welchen Stellenwert hat heutzutage die Fachsprache? Vor welchen Herausforderungen stehen dabei Muttersprachler, Migranten und Neu-Zugewanderte? Wie unterstützen die Betriebe und die berufsbildenden Schulen die Schülerinnen und Schüler in Bezug auf die deutsche (Fach-) Sprache?
Diese und andere Fragen diskutierten am 2. März 2017 rund 150 Vertreterinnen und Vertreter der Schulvorstände der berufsbildenden Schulen in Hamburg auf ihrer zweiten Veranstaltung, deren Zielsetzung es war, die erfolgreiche Arbeit der Schulvorstände zu unterstützen.
„Sprache gilt als eine entscheidende Schlüsselkompetenz für eine erfolgreiche Ausbildung und die gesellschaftliche Teilhabe. Sie spielt eine entscheidende Rolle bei der Integration der in den letzten Jahren zugewanderten Menschen. Sprachförderung brauchen wir übrigens nicht nur für Jugendliche mit Migrationshintergrund und neu zugewanderte Jugendliche, sondern auch für eine Vielzahl von Jugendlichen mit Deutsch als Muttersprache. Im Fachunterricht an den berufsbildenden Schulen sehen sich die Lehrkräfte vermehrt mit den sprachlichen Problemen ihrer Schülerinnen und Schüler konfrontiert. Insofern ist es unsere gemeinsame Aufgabe – in den berufsbildenden Schulen und in den Betrieben – die Auszubildenden mit Sprachförderbedarfen so gezielt zu unterstützen, dass sie die Berufsausbildung erfolgreich durchlaufen und abschließen können“, sagte Reinhard Damm, Geschäftsführer (i. V.) des Hamburger Instituts für Berufliche Bildung in seiner Begrüßungsrede. „Ihre Arbeit in den Schulvorständen ist wichtig. Durch die Zusammenarbeit von Betrieb und Schule können ausbildungsrelevante Inhalte als Lernanlässe für nachhaltigen Spracherwerb genutzt werden, um so unsere Schülerinnen und Schüler optimal zu unterstützen. Denn letztlich erlernt man eine Sprache am besten in der Situation, in der man sie braucht“, so Damm weiter.
Nach einem Überblick über die aktuellen Ergebnisse und Entwicklungen in der Berufsbildung in Hamburg durch Reinhard Damm wurde ein Kurzfilm gezeigt, der den Titel des Fachforums „Deutsch als Voraussetzung für eine erfolgreiche Ausbildung? Eine Frage für beide Lernorte!“ aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet: Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte der berufsbildenden Schulen sowie Ausbildungsverantwortliche zeigen durch ihre Statements die verschiedenen Perspektiven hinsichtlich der Bedeutung der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit. Neben den 48 interviewten Personen kam auch Ties Rabe, Senator für Schule und Berufsbildung, zu Wort: „Die Berufswelt lebt von der Teamarbeit, die Menschen müssen sich austauschen. Das Lernen lebt von Teamarbeit und dazu braucht man Sprache“. Ghulam Rahimi führt durch den Film. Er hat 2014 im Rahmen des Hamburger Wettbewerbs „Azubi des Jahres“, der von Handelskammer, Handwerkskammer, Bild Hamburg und dem Hamburger Institut für Berufliche Bildung vergeben wird, den Integrationspreis gewonnen. Seine Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker macht er bei der Mercedes-Benz Niederlassung Nord-Ostsee Automobile in Hamburg.
Anschließend diskutierten die Schulvorstände Themen wie beispielsweise Zusatzangebote für die Auszubildenden, Finanzierung von zusätzlichen Sprachkursen, sprachsensible Formulierungen für Aufgaben in Prüfungen, Qualifizierungserfordernisse für Lehrkräfte. „Von der intensiven Diskussion und dem hohen Engagement der Teilnehmenden bin ich beeindruckt. Ich bin sicher, dass die Vertreterinnen und Vertreter der Schulvorstände neue Sichtweisen zu dem Thema gewonnen haben und diese nun in ihre Schulvorstandsarbeit einbringen können.“, so Carmen Szkolaja, Referatsleiterin Schulaufsicht, die die Veranstaltung verantwortete und moderierte.
Vorbereitet wurde die Veranstaltung von Vertreterinnen und Vertretern der Handelskammer, Handwerkskammer, Elternkammer, dem Unternehmensverband Nord sowie Schulleitungen unter der Leitung des Hamburger Instituts für Berufliche Bildung. Das Zusammenspiel der verschiedenen Akteure, im Schulvorstand und in den Lernortkooperationen, ist eine wesentliche Voraussetzung um Schülerinnen und Schüler optimal und nachhaltig in ihren Lernprozessen zu unterstützen und zu beraten.