Nach dem Ende der Schullaufbahn steht der Start ins Berufsleben an. Ob Ausbildung, Studium oder Job: Die Jugendberufsagentur hilft jungen Menschen, den für sie selbst passenden Weg zu finden. Das Ziel: Kein junger Mensch soll verloren gehen.
Um sicherzustellen, dass möglichst alle Jugendlichen nach der Schule einen Anschluss finden, arbeiten verschiedene Partner in der Jugendberufsagentur Hamburg zusammen. Das Besondere: Alle Partner arbeiten unter einem Dach zusammen. Dadurch sind die Wege für junge Menschen kurz und sie finden die Beratungs- und Unterstützungsangebote vereint an einem Ort. Außerdem arbeitet die Jugendberufsagentur direkt vor Ort in den Schulen. So kann eine frühe und durchgehende Betreuung bis zur Einmündung in Ausbildung oder Arbeit gewährleistet werden. Damit werden die Anliegen der jungen Menschen in den Mittelpunkt gestellt, anstelle der behördlichen Zuständigkeit. Die Jugendberufsagentur Hamburg (JBA) wird von der Agentur für Arbeit Hamburg, von Jobcenter team.arbeit.hamburg, der Sozial- und der Schulbehörde sowie den sieben Bezirksämtern getragen. In jedem der sieben Hamburger Bezirke gibt es einen Standort der Jugendberufsagentur. Diese sind Anlaufstelle für alle Fragen rund um Ausbildung und Studium sowie zur Bewältigung persönlicher oder familiärer Probleme, die den Weg ins Berufsleben beeinträchtigen.
Erfolge in zehn Jahren Jugendberufsagentur
Bereits im Jahr nach der Einrichtung der Jugendberufsagentur zeigten sich die Erfolge des koordinierten Zusammenarbeitens und setzten sich in den Folgejahren fort: Noch 2011 verließen 1.185 Jugendliche die Schule nach Klasse 10, von denen nicht bekannt war, ob und was sie im Anschluss machen. Seit 2012 waren es nur noch jährlich rund zehn Jugendliche.
Allein zwischen 2012 und 2021 hat die Jugendberufsagentur Hamburg die Verbleibe von rund 47.200 Schulabgängerinnen und Schulabgänger nach Klasse 10 erfasst und die Jugendlichen auf ihrem Weg in den Beruf begleitet. 17.479 Schulabgängerinnen und Schulabgängern gelang der direkte Einstieg in eine Berufsausbildung und weitere 8.649 Jugendliche begannen ihre Berufsausbildung mit Unterstützung der Ausbildungsvorbereitung nach spätestens einem Jahr.
Dank des mehrstufigen Bildungs- und Beratungsangebotes gelingt den Schülerinnen und Schülern der Stadtteilschulen der Übergang von der Schule in den Beruf insgesamt deutlich besser als früher. In der ersten Stufe werden die Schülerinnen und Schüler bereits ab der Klassenstufe 8 über die Berufsorientierung auf die spätere Ausbildung vorbereitet. In der Schule und im Anschluss beraten und unterstützen die Jugendberufsagenturen die Schulabgängerinnen und Schulabgänger direkt bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Schafften früher nur 25 Prozent der Schulabgänger nach Klasse 10 direkt den Übergang in eine Ausbildung, sind es heute rund 40 Prozent.
Allein im Jahr 2021 haben 17.500 junge Menschen in Hamburg eine Berufsausbildung begonnen, entweder dual in Betrieb und Berufsschule, in Pflegeberufen oder vollschulisch z.B. in sozialpädagogischen oder den Gesundheitsfachberufen.
Wer keinen Ausbildungsplatz gefunden hat, wird in den berufsbildenden Schulen aufgenommen und über die Bildungsangebote „Ausbildungsvorbereitung Dual (AvDual)“ und „Berufsqualifikation (BQ)“ im zweiten Anlauf in eine Ausbildung vermittelt.
Andere Schülerinnen und Schüler wechseln nach der zehnten Klasse in die Oberstufe oder treten einen Freiwilligendienst oder eine Berufsvorbereitungsmaßnahme an.
Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher: „In Hamburg sollen alle jungen Menschen die Chance haben, das Beste für sich im Leben zu erreichen. Der Übergang von der Schule in den Beruf ist für den weiteren Lebensweg von großer Bedeutung. Die Hamburger Jugendberufsagentur gibt Orientierung und unterstützt junge Menschen dabei, ein starkes Fundament für das Berufsleben zu legen. In den 10 Jahren ihres Bestehens hat sie sich zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt und ist ein bundesweites Vorbild. Damit verbunden ist die Botschaft: Wer heute eine Ausbildung oder ein Studium beginnt, hat beste Perspektiven für die Zukunft, denn Fachkräfte werden überall gesucht.“
So arbeitet die Jugendberufsagentur Hamburg
Über 360 Fachkräfte arbeiten an den Standorten der JBA, hinzu kommen die Kräfte für Berufsorientierungsangebote in den Schulen. Dort beginnt die Arbeit der Jugendberufsagentur mit der beruflichen Orientierung in der 8. Klassenstufe und setzt sich in den weiteren Klassenstufen fort. Dabei lernen die Schülerinnen und Schüler ihre Stärken und Neigungen besser kennen. Im Austausch mit Berufsschullehrkräften und Beraterinnen und Beratern der JBA entwickeln die jungen Menschen direkt an der Schule berufliche Perspektiven, reflektieren betriebliche Praktika, schreiben Bewerbungen und planen ihre nächsten Schritte.
Jugendliche können die Jugendberufsagentur selbst aufsuchen, um konkrete Problemstellungen zu bearbeiten – aber sie werden auch gezielt angesprochen. Alle Schülerinnen und Schüler erhalten auf diese Weise ein Beratungsangebot, gegebenenfalls auch mehrfach aktiv – beispielsweise können Empfängerinnen und Empfänger von Transferleistungen, die keine Ausbildung im Anschluss an die Schule aufnehmen, erneut adressiert werden. Die Zusammenarbeit von Berufsberatung und Lehrkräften an den Schulen, die die Schülerinnen und Schüler im Berufswahlprozess umfassend unterstützen, hat sich als Erfolgsfaktor herausgestellt.
Die gesetzlichen Grundlagen, die Zuständigkeiten und Fördermöglichkeiten definieren, unterscheiden sich zwischen Schule, Jugendhilfe und Akteuren im Arbeitsmarktumfeld. Berührt sind das SGB II, SGB III und SGB VIII sowie das Schulgesetz. Ein wichtiges Element der Jugendberufsagentur ist daher die rechtskreisübergreifende Steuerung und Planung. So werden Überschneidungen bei den Zuständigkeiten geregelt und Lücken im Fördersystem geschlossen. Für die Jugendlichen gilt: Egal welches Anliegen ich habe und welcher Bereich oder Rechtskreis betroffen ist – ich kann mich an die Jugendberufsagentur wenden. Durch einen einheitlichen Ansprechpartner wird Orientierung geschaffen.
Neben der systematischen Begleitung und Unterstützung von Jugendlichen hat sich die Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Partnern zu einem Erfolgsmodell entwickelt. Für die Zeit der coronabedingten Schulschließungen und Ausfall der Ausbildungsmessen beispielsweise konnte kurzfristig mit der digitalen „Woche der Ausbildung“ ein Angebot geschaffen werden, das es Schulklassen und ausbildenden Unternehmen erlaubte, in den Austausch zu treten und so bei den Schülerinnen und Schülern das Interesse für die Vielfalt der Ausbildungsberufe zu wecken und die Betriebe bei der Besetzung ihrer Ausbildungsplätze zu unterstützen.
Win-win: Fachkräfte gewinnen, Ausbildungschance für alle sicherstellen
Für Hamburg ist die Jugendberufsagentur zu einem wichtigen Element der Fachkräftestrategie geworden. Zu Beginn der Arbeit stand noch die Akquisition von Ausbildungsplätzen und die Versorgung von Jugendlichen im Vordergrund, inzwischen konzentrieren sich die Akteure auf die Frage, wie Jugendliche besser erreicht und auf die Aufnahme einer Ausbildung vorbereitet werden können, da es mehr Ausbildungsplätze als Ausbildungssuchende gibt. Die Handels- und die Handwerkskammer, der Unternehmensverband Nord sowie der Deutsche Gewerkschaftsbund konnten dazu als strategische Partner und Unterstützer der Jugendberufsagentur gewonnen werden.
So gibt es in Hamburg bereits seit Jahren faktisch eine Ausbildungsgarantie: In der Berufsqualifizierung im Hamburger Ausbildungsmodell durchlaufen die jungen Menschen in einer Ausbildung ihrer Wahl das erste Ausbildungsjahr in der Berufsfachschule in Kooperation mit Betrieben und Bildungsträgern. Nach erfolgreicher Teilnahme gehen sie ein Jahr später entweder in die duale Ausbildung in einem Betrieb über oder sie führen ihre Ausbildung im Rahmen der Ausbildungsgarantie trägergestützt fort, wenn sich kein betrieblicher Ausbildungsplatz finden konnte.
Hamburg ist somit vielfach Vorreiter für Entwicklungen auf Bundesebene. Der Ausbau der Jugendberufsagenturen hat auch im Koalitionsvertrag des Bundes Eingang gefunden.
Jubiläumsveranstaltung
Das zehnjährige Bestehen wird heute mit Beschäftigten sowie Partnerinnen und Partnern der Jugendberufsagentur in einer Festveranstaltung gefeiert. Bundeskanzler Olaf Scholz, Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher, Sozialsenatorin Dr. Melanie Leonhard, Schulsenator Ties Rabe und die Spitzen der JBA-Partner nehmen teil.