Neues Schulangebot für jugendliche Flüchtlinge
Rund 2.000 jugendliche Flüchtlinge lernen zurzeit an den staatlichen berufsbildenden Schulen in Hamburg. Um sie erfolgreich in Beruf und Gesellschaft zu integrieren, verändert die Schulbehörde grundlegend das Schulangebot. Die bisherige Halbtagsschule wird ab Februar 2016 schrittweise von einem ganztägigen Schulangebot abgelöst, das neben intensiver Sprachförderung und Schulunterricht auch ein umfangreiches Betriebspraktikum an zwei Tagen in der Woche beinhaltet. Zudem werden die Schulklassen auf 14 bis 15 Schülerinnen und Schüler verkleinert, um die Jugendlichen besser auf den Haupt- oder Realschulabschluss und den Übergang in eine Ausbildung vorzubereiten. Die Hamburger Wirtschaft wird für das neue Angebot schrittweise rund 2.000 Praktikumsplätze zur Verfügung stellen. Weitere rund 50 betriebliche Integrationsbegleiter werden als Mentoren trägergestützt einbezogen, die die Unternehmen und die Jugendlichen während der Praktika unterstützen.
Die bereits seit dem Schuljahr 2014/15 in einem bundesweit einmaligen Modell in Hamburg erprobte „Dualisierte Ausbildungsvorbereitung für Migrantinnen und Migranten (AvM-Dual)“ mit integrierter betrieblicher Sprachförderung wird damit ab dem 1. Februar 2016 das Regelangebot für alle neu zugewanderten Jugendlichen zwischen 16 und 18 Jahren in Hamburg – und zwar unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus. Für schulpflichtige Hamburger Jugendliche ohne Ausbildungsplatz war ein vergleichbares Angebot (AvDual) bereits 2011 eingeführt worden. Seitdem schaffen erheblich mehr Jugendliche den Sprung in Ausbildung, Beschäftigung und weiterführende Bildungsangebote. Bisher konnten jugendliche Flüchtlinge im Rahmen der Halbtagsschule mit 25 Wochenstunden kaum betriebliche Erfahrung sammeln. Handwerkskammer, Handelskammer und der Unternehmensverband UV-Nord haben Ihre Unterstützung für die Bereitstellung ausreichender Praktikumsplätze zugesagt. Zusätzliche betriebliche Integrationsbegleiter, Qualifizierungsangebote für Lehrkräfte und eine Begleitstruktur für die berufsbildenden Schulen zur Einführung und Implementierung des neuen Ganztagsangebots stellen sicher, dass „AvM-Dual“ ein Erfolg wird.
Schulsenator Ties Rabe: „Wir wollen, dass jugendliche Flüchtlinge schnell Deutsch lernen, einen Schulabschluss machen, sich in die Gesellschaft eingliedern und eine Ausbildung beginnen. Deswegen übertragen wir das erfolgreiche Modell der dualisierten Ausbildungsvorbereitung, das 2011 für Hamburgs Jugendliche eingeführt wurde, auch auf jugendliche Flüchtlinge. Künftig lernen und arbeiten sie nach einer Ankommensphase wöchentlich drei Tage in der Berufsschule und zwei Tage im Betrieb. Dadurch lernen sie unsere Arbeitswelt, unsere Kultur, das duale Ausbildungssystem „made in Germany“ und Hamburgs Betriebe kennen und sie können direkt in der Praxis tätig werden. Vor Ort werden sie von den Ausbildern der Betriebe und von betrieblichen Integrationsbegleitern unterstützt. Das verbessert ihre Chancen auf Ausbildung und Beschäftigung deutlich. Ein weiteres Plus: Durch die integrierte Sprachförderung im Betrieb und die enge Verzahnung mit dem Fach „Deutsch als Zweitsprache“ in der Berufsschule lernen sie schneller und nachhaltiger die deutsche Sprache.“
Michael Thomas Fröhlich, Hauptgeschäftsführer des Unternehmensverbandes UVNord: „Die Hamburger Arbeitgeber begrüßen die flächendeckende Einführung und Implementierung von „AvM-Dual“, denn sie bietet neu zugewanderten Jugendlichen die besten Voraussetzungen für eine gelingende Integration in Ausbildung und Beschäftigung. Die Betriebe stehen gemeinsam mit den berufsbildenden Schulen und vor allem mit den neu zugewanderten Jugendlichen jetzt in den Startlöchern. Wie jüngst unsere UVNord-Herbstumfrage ergab, sind 74 Prozent der Unternehmen im Norden bereit, Asylsuchenden und Flüchtlingen Praktikums-, Ausbildungs- und Arbeitsplätze anzubieten. 5 Prozent haben bereits gute Erfahrungen gemacht. Gerade diejenigen, die bereits jugendliche Flüchtlinge ausbilden, berichten immer wieder, wie engagiert ihre neuen Azubis sind. Für unsere Betriebe sind sie eine Chance, denn schon jetzt können nicht mehr alle Ausbildungsstellen erfolgreich besetzt werden. Über unsere Mitgliedsverbände werden wir werben, um genügend Praktikumsplätze bereit zu stellen. Wir sind davon überzeugt, dass AvM-Dual ein Erfolg wird und die Integration jugendlicher Flüchtlinge in Ausbildung maßgeblich verbessern wird.“
Integrierte Sprachförderung in den Betrieben
Ein wichtiges Element ist die integrierte Sprachförderung in den Betrieben. Sie ist eng mit dem Deutsch als Zweitsprache-Unterricht in der Schule verzahnt. Die Jugendlichen greifen im Deutsch-Unterricht die im Betrieb und im konkreten Handeln erfahrene Sprache auf. Dabei werden sie von ihren Integrationsbegleitern sowie den Lehrerinnen und Lehrern unterstützt. So wird der Spracherwerb verbessert und der Sprachunterricht bekommt einen konkreten praktischen Bezug. Im Rahmen des stärker individualisierten Schulunterrichts sollen zudem die betrieblichen Erfahrungen reflektiert und realistische berufliche Perspektiven entwickelt werden. Betriebliche Integrationsbegleiter und Berufsschullehrkräfte unterstützen die Jugendlichen und sind zugleich Ansprechpartner für die Betriebe. Der Unterricht vermittelt den Jugendlichen darüber hinaus wichtige interkulturelle Kompetenzen, die den Integrationsprozess fördern. Im Rahmen von AvM-Dual kann der erste oder mittlere Bildungsabschluss vorbereitet und erworben werden. Betriebe und Jugendliche profitieren, weil sie einander frühzeitig kennenlernen und sich daraus Ausbildungs- und Beschäftigungsangebote entwickeln können.
Zahlen, Daten, Fakten zur Beschulung jugendlicher Flüchtlinge in Hamburg
Neu zugewanderte Jugendliche ab 16 Jahre werden in der Regel in den berufsbildenden Schulen aufgenommen. Durchschnittlich 300 bis 400 neu zugewanderte Jugendliche und unbegleitete minderjährige Flüchtlinge wurden seit August 2015 jeden Monat beraten und eingeschult. Von Januar bis Juli 2015 wurden für sie jeden Monat durchschnittlich 4 bis 5 neue Klassen an berufsbildenden Schulen eingerichtet, seit Sommer 2015 stieg der Bedarf auf monatlich rund 12 neue Klassen und erreichte im November 2015 den bisherigen Spitzenwert von 33 zusätzlichen Klassen. Jede neu eingerichtete Klasse bekommt rund eine volle Lehrerstelle zugewiesen. Derzeit werden 2.011 neu zugewanderte Jugendliche in 135 Klassen an 27 berufsbildenden Schulen in Hamburg von 143 Lehrerinnen und Lehrer (Lehrerstellen) unterrichtet (Stand 11.11.2015). Deshalb stellt das Hamburger Institut für Berufliche Bildung HIBB zurzeit in erheblichem Umfang zusätzliche Lehrkräfte ein und stellt ihnen geeignete Qualifizierungsangebote zur Verfügung.
Für Rückfragen der Medien:
Behörde für Schule und Berufsbildung
Peter Albrecht, Pressesprecher
Tel: (040) 4 28 63 – 2003
E-Mail: peter.albrecht(at)bsb.hamburg.de
Internet: www.hamburg.de/bsb
Hamburger Institut für Berufliche Bildung (HIBB)
Dr. Angela Homfeld, Leitung Öffentlichkeitsarbeit
Tel. (040) 4 28 63 – 2842
E-Mail: angela.homfeld(at)hibb.hamburg.de
Internet: www.hibb.hamburg.de
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