Seit vier Jahren haben die berufsbildenden Schulen in Hamburg vielfältige Angebote in der Ausbildungsvorbereitung für Migranten (AvM-Dual) entwickelt. Die Abschlussveranstaltung „AvM-Dual – live und in Farbe“ zeigte: Eine gute Integration jugendlicher Flüchtlinge in Arbeitswelt und Gesellschaft ist möglich und sie bereichert alle Beteiligten. Präsentiert wurde auch die neue Broschüre „AvM-DUAL“. Darin sind die vielfältigen Angebote an den berufsbildenden Schulen im Rahmen der dualisierten Ausbildungsvorbereitung für Migranten zusammengefasst.
Gleich zu Beginn der Veranstaltung präsentierten AvM-Dual-Schülerinnen und Schüler ihre schulischen Projekte: Für die Berufliche Schule Stahl- und Maschinenbau rappten junge Migranten selbstgeschriebene Texte vor dem begeisterten Publikum. Auszubildende der Otto Group berichteten gemeinsam mit den AvM-Praktikantinnen und Praktikanten der Beruflichen Schule City Süd von ihren Erfahrungen im gemeinsamen Projekt „In-Migration“. Darin erstellen jugendliche Flüchtlinge Vorträge über ihre Heimatländer und präsentieren sie im Betrieb. Mit ihrem Video „Komm mit – das ist unser Ganztag!“ zeigten jugendliche Migrantinnen und Migranten der Beruflichen Schule Gesundheit Luftfahrt Technik ihre Schule und den bunten AvM-Ganztag: Ins Bild gesetzt waren vielfältige Angebote in Deutsch, PC, Sport und Werken bis hin zum Alltag in ihren Praktikumsbetrieben. Für alle war es das erste Mal, dass sie vom Skript über die Regie bis zum Schnitt einen Film produzierten.
HIBB-Geschäftsführerin Dr. Sandra Garbade zog eine positive Bilanz und dankte allen Beteiligten: „Ohne das nachhaltige Mitwirken unserer Partner in der beruflichen Bildung, den Unternehmen, die zeitweise bis zu 1.400 Praktikumsplätze zusätzlich zu den anderen Bedarfen in anderen Bildungsgängen bereitgestellt haben, wäre AvM-Dual heute nicht so positiv besetzt.“ Einen besonderen Dank richtete sie an die Projektleiterin Birgit Kruse und den Geschäftsbereichsleiter Hartmut Sturm, die sie mit ihren eigenen Worten zitierte: „Die Vision wurde Realität!“
Birgit Kruse, Referatsleitung Übergangsmanagement und berufliche Qualifizierung im HIBB, dankte allen Schulbegleiterinnen und Schulbegleitern in diesem Projekt sowie den Trägern der Betrieblichen Integrationsbegleitung, die in kurzer Zeit die dringend notwendige Unterstützung lieferten. Nach einem Rückblick auf die Anfänge in 2014 und der Entwicklung bis heute stellte Birgit Kruse die Herausforderungen für das Schuljahr 2018/19 vor:
- Verzahnung betrieblicher und schulischer Sprachaneignungsprozesse – Entwicklung von Lernsituationen
- Qualitative Weiterentwicklung des strukturell schon umgesetzten Übergangsmanagements mit den Partnern der Jugendberufsagentur
- Konzeptionelle Weiterentwicklung von Möglichkeiten, die Arbeit in den Bildungsgängen AvDual und AvM-Dual zu verzahnen
- Erarbeitung von Konzepten zur inhaltlichen und methodischen Arbeit in den Alphabetisierungsklassen
- Qualifizierung der Schulen in der Umsetzung inklusiver Lernsettings und Implementierung der Arbeitsassistenz in den Bildungsgängen AvM-Dual und Alphabetisierungsklassen
Vom Pilotprojekt zum Regelangebot
2014 führte Hamburg AvM-Dual als bundesweit beachtetes Pilotmodell, das auf eine zügige Integration in Ausbildung zielt, ein. Seit Februar 2016 ist es das verpflichtende Regelangebot für alle schulpflichtigen neu zugewanderten und geflüchteten Jugendlichen ab 16 Jahren. Im Rahmen des ganztägigen Bildungsgangs lernen sie an den berufsbildenden Schulen die deutsche Sprache und vertiefen diese durch eine integrierte Sprachförderung während drei umfangreicher Praktika im Betrieb. Betriebliche Integrationsbegleiterinnen und Integrationsbegleiter und Berufsschullehrkräfte unterstützen die Jugendlichen und sind zugleich Ansprechpartner für die Betriebe. Der Unterricht vermittelt den Jugendlichen darüber hinaus wichtige interkulturelle Kompetenzen, die den Integrationsprozess fördern. Im Rahmen von AvM-Dual kann der erste oder mittlere Bildungsabschluss vorbereitet und erworben werden. Betriebe und Jugendliche profitieren, weil sie einander frühzeitig kennenlernen und sich daraus Ausbildungs- und Beschäftigungsangebote entwickeln können.
Neue Broschüre „AvM-Dual“
Zum Schluss der Veranstaltung wurde die neue Broschüre „AvM-Dual“ verteilt. In ihr finden sich unterschiedliche Projekte, die im Rahmen von AvM-Dual an den berufsbildenden Schulen umgesetzt wurden. Dazu gehört das Zeitschriftenprojekt „Gazelle Young“ der Beruflichen Schule gewerbliche Logistik und Sicherheit und der Beruflichen Schule für Medien und Kommunikation: Die Redaktion der vielfach ausgezeichneten Zeitschrift ist ausschließlich weiblich. Themen sind Gefühle und Mode ebenso wie Aufenthaltsrecht oder Vormundschaften. Die Autorinnen schreiben auf Deutsch und teils in ihrer Muttersprache: „Mit eigenen Texten die deutsche Sprache zu lernen und dabei noch Verantwortung als Gruppe für ein Produkt zu übernehmen, das nicht in einer Schublade landet, sondern in den Händen Hunderter Begeisterung auslöst, ist einfach großartig“, berichten die Verantwortlichen.
Auch Beispiele erfolgreicher Inklusion in AvM-Dual sind beschrieben. An der Beruflichen Schule Uferstraße fand die gemeinsame Beschulung gehörloser und hörender junger zugewanderter Menschen statt. Die Alphabetisierungsklasse besuchten zwölf Schülerinnen und Schülern, davon zwei Gehörlose und zwei hochgradig Schwerhörige. Im Lehrerteam unterrichtete ein Kollege, der ebenfalls fast gehörlos ist und die deutsche Gebärdensprache beherrscht. Kommentar des Lehrers, der die Klasse unterrichtete: „Auf einmal beherrschten auch einzelne hörende Schüler die Gebärdensprache und waren unvermittelt selber Dolmetscher und Gesprächspartner, ohne Zwang. Die Kommunikation fand immer wieder und immer mehr wie selbstverständlich im direkten Miteinander statt.
Viele weitere spannende Beispiele für eine gute Integration jugendlicher Flüchtlinge in Arbeitswelt und Gesellschaft finden Sie in der Broschüre (auch als Download verfügbar).
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