16.01.2024

Schulsenator Ties Rabe (63) hat seinen Rücktritt erklärt: „Seit fast 13 Jahren bin ich mit großer Freude und Leidenschaft Hamburgs Schulsenator und sehr glücklich und dankbar, dass ich dieses schöne Amt so lange ausüben durfte."

Schulsenator Ties Rabe weiter: „ Doch dieses Amt verlangt zugleich ein Höchstmaß an Arbeitseinsatz, Konzentration, Standfestigkeit und Nervenstärke, und die lange Amtszeit ist an mir nicht spurlos vorübergegangen. Meine Gesundheitsprobleme haben im letzten Jahr sehr stark zugenommen und ich merke überdeutlich, dass meine Gesundheit und meine Kräfte für meine Amtsführung nicht mehr ausreichen. Mir fällt der Abschied schwer, aber es ist besser so. Meiner Nachfolgerin Ksenija Bekeris wünsche ich viel Erfolg. Ich blicke mit großer Dankbarkeit zurück auf eine schöne und bewegende Zeit, in der es gelungen ist, Hamburgs Schulsystem deutlich zu verbessern. Im Mittelpunkt stand dabei die Verbesserung der Qualität von Schule und Unterricht. Mit Erfolg: Lagen Hamburgs Schülerinnen und Schüler beim Vergleich der schulischen Leistungen der 16 Bundesländer noch vor zwölf Jahren abgeschlagen auf den hinteren Plätzen, so belegen sie heute Plätze im oberen Drittel.

Es freut mich sehr, dass mit Ksenija Bekeris eine großartige Nachfolgerin gefunden wurde, die ich lange kenne und persönlich sehr schätze. Sie ist klug, ausgleichend und überzeugend sowie ausdauernd und beharrlich – und sie ist von Beruf Lehrerin. Ksenija Bekeris verfügt über viel politische Erfahrung und genießt in Partei und Fraktion große Anerkennung und Unterstützung. Bei ihr ist das verantwortungsvolle Amt in sehr guten Händen. Ich wünsche ihr Erfolg und Glück. Ich bin zudem sehr froh darüber, dass sich Ksenija Bekeris in ihrem neuen Amt genau wie ich auf die hervorragende Unterstützung von Staatsrat Rainer Schulz verlassen kann. Er ist ein Garant für die Kontinuität unserer erfolgreichen Bildungspolitik auf Landes- wie auf Bundesebene.“

Ties Rabe war der am längsten amtierenden Nachkriegs-Schulsenator Hamburgs und ist zurzeit der am längsten amtierende Kultusminister Deutschlands. Mit seinem Rücktritt endet auch seine Tätigkeit als ständiges Mitglied im Präsidium der Kultusministerkonferenz, als Koordinator der SPD-Kultusminister aller Bundesländer, als Vertreter Hamburgs im Deutschen Bundesrat und als Vertreter Deutschlands im EU-Ministerrat für Bildung. Ties Rabe wird auch sein 2020 zum vierten Mal in Folge gewonnenes Mandat als Abgeordneter in der Bürgerschaft nach Ende seiner Senatorentätigkeit nicht wieder aufnehmen.

Senator Rabe blickt auf eine lange berufliche und politische Karriere zurück. Rabe war bis 2020 19 Jahre lang Vorsitzender der SPD im Bezirk Bergedorf und Mitglied des SPD Landesvorstandes. Seit 2008 wurde Rabe bei allen vier Bürgerschaftswahlen als Spitzenkandidat der SPD Bergedorf mit herausragenden Ergebnissen in die Bürgerschaft gewählt.

Vor seiner Ernennung zum Senator im März 2011 war Ties Rabe Lehrer, Journalist, SPD-Landesgeschäftsführer, Bürgerschaftsabgeordneter sowie Vorsitzender des Schulausschusses der Bürgerschaft. Ties Rabe lebt in Bergedorf, ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und vier Enkelkinder.

Ties Rabe: „Ich blicke mit großer Dankbarkeit auf eine schöne und spannende Zeit zurück. Besonders dankbar bin ich meinen beiden Bürgermeistern Peter Tschentscher und Olaf Scholz, dem Senat, der Fraktion mit ihrem Vorsitzenden Dirk Kienscherf und seinem Vorgänger Andreas Dressel, meiner SPD mit ihren Vorsitzenden Melanie Leonhard und Nils Weiland und meinem SPD Kreisverband Bergedorf. Sie alle haben mich immer großartig unterstützt und auch durch schwierige Zeiten getragen. In meinen Dank schließe ich meine Koalitionspartner bei den Grünen ein, die mich immer loyal begleitet haben.

Dankbar bin ich auch einer fachlich hervorragenden, loyalen und fleißigen Schulbehörde, mit der ich sehr gern zusammengearbeitet habe. Mein Dank gilt zudem den Hamburger Schulleitungen und Kollegien für ihre engagierte Arbeit und die erfolgreiche Zusammenarbeit. Besonders dankbar bin ich meinem großartigen Führungsteam in der Schulbehörde, insbesondere Staatsrat Rainer Schulz, seinem Vorgänger Michael Voges, meiner Bürochefin Nicole Baumgarten und ihren Vorgängerinnen Susanne Junge und Nicole Schuback sowie meinem Pressesprecher Peter Albrecht.“

In der Amtszeit von Schulsenator Rabe sind die Schülerzahlen an den staatlichen allgemeinbildenden Schulen um 25 Prozent von rund 160.000 auf 200.000 Schülerinnen und Schüler stark gewachsen. Trotzdem gelang es Rabe mit der großzügigen Unterstützung des gesamten Senats, die Zahl der Pädagoginnen und Pädagogen an Hamburgs Schulen unter Einberechnung des Ganztags sogar um fast 50 Prozent zu steigern und ein gewaltiges Schulbauprogramm im Umfang von rund vier Milliarden Euro zu starten. Dadurch konnten nicht nur die neu eingeführten kleinen Klassen dauerhaft und verlässlich gesichert werden, sondern auch die zahlreichen neuen personalintensiven Förderprogramme für Kinder und Jugendliche mit Lernproblemen und die neue personalintensive Nachmittagsbetreuung aufgebaut werden.

Zudem hat Schulsenator Rabe auf der Grundlage des Schulfriedens die Hamburger Schulwelt tiefgreifend verändert. Ties Rabe: „Bei allen notwendigen Reformen und Veränderungen habe ich immer versucht, die üblichen tiefgreifenden ideologischen Streitereien zu vermeiden und das Schulsystem nicht zu überfordern, aber auch nicht locker zu lassen. Das Ziel aller Reformen war, die Leistungen der Hamburger Schülerinnen und Schüler im Bundesvergleich deutlich zu verbessern und dabei insbesondere Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Familien besonders zu fördern. Im Mittelpunkt der zahlreichen Reformen stand dabei vor allem die Verbesserung der Qualität von Schule und Unterricht. Mit Erfolg: Anders als früher genießt das Hamburger Schulsystem heute in Deutschland einen guten Ruf. Lagen Hamburgs Schülerinnen und Schüler beim Vergleich der schulischen Leistungen der 16 Bundesländer noch vor zwölf Jahren abgeschlagen auf den hinteren Plätzen, so belegen sie heute Plätze im oberen Drittel.“

Schulsenator Ties Rabe: „Vieles, was das Hamburger Schulsystem heute auszeichnet und was die Hamburgerinnen und Hamburger heute für selbstverständlich halten, haben wir erst in den letzten Jahren aufgebaut:

1. Stadtteilschule: Wir haben die Stadtteilschule als neue Schulform eingeführt und zu einer hoch attraktiven und beliebten Schulform entwickelt, die vielen Schülerinnen und Schülern neue Chancen eröffnet.
2. Ganztagsschulen: Wir haben alle Grund- und Stadtteilschulen zu Ganztagsschulen entwickelt und damit die Bildung und das soziale Lernen der Kinder gestärkt sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert.
3. Schulbau: Wir haben den Schulbau reformiert, die Schulbau-Investitionen mehr als verdoppelt und ein beispielloses, klimagerechtes Schulbauprogramm im Umfang von rund vier Milliarden Euro umgesetzt.
4. Inklusion: Wir haben mit dem Versprechen der Inklusion endlich ernst gemacht und mit umfangreicher Förderung vielen tausend benachteiligten Kindern erstmals den Besuch einer allgemeinen Schule ermöglicht.
5. Förderprogramme: Wir haben lernschwächere Schülerinnen und Schüler mit einem bundesweit einzigartigen Förderprogramm, kostenlosem Nachhilfeunterricht, Lernferien, Nachmittagskursen sowie einem Unterstützungsprogramm für Schulen in sozial schwieriger Lage besser gefördert.
6. Besserer Unterricht: Wir haben die Qualität von Schule und Unterricht durch kleinere Klassen, regelmäßige Lernstandsüberprüfungen und Datenerhebungen sowie mit Fortbildungen und Beratungen der Schulkollegien verbessert.
7. Lesen, Schreiben, Rechnen: Wir haben die wichtigen Basiskompetenzen „Lesen“, „Schreiben“, „Zuhören und Verstehen“ sowie „Mathematik“ mit mehr Unterrichtsstunden, Fortbildungen, Qualitätsvorgaben und neuen Unterrichtsmethoden verbessert.
8. Gegen Jugendarbeitslosigkeit: Wir haben mit dem neuen Schulfach „Berufs- und Studienorientierung“, mit der Jugendberufsagentur und einer neuen Ausbildungsvorbereitung an den Berufsschulen deutlich mehr jungen Menschen den Übergang von der Schule in eine Ausbildung ermöglicht.
9. Bessere Berufsbildung: Wir haben die berufliche Bildung durch eine Neuorganisation der Berufsschulen, eine Reform der Erziehungs- und Pflegeberufe und die neue Berufliche Hochschule deutlich verbessert.“

Ties Rabe: „Nicht alle Reformen sind anfangs auf Begeisterung gestoßen, widersprachen sie doch manchmal einem pädagogischen Mainstream. Das galt besonders für die zahlreichen Reformen zur Verbesserung der Rechtschreibung, die regelmäßigen KERMIT-Tests zur Überprüfung des Lernerfolgs, die Einführung klarer Vorgaben für den Unterricht oder das neue landesweite und bundesweite Zentralabitur. Doch im gemeinsamen Dialog haben wir viel erreicht und der Erfolg hat viele überzeugt.

Heute arbeiten Hamburgs Schulkollegien engagiert an der Verbesserung der Schul- und Unterrichtsqualität und es wird bundesweit mit großer Anerkennung über Hamburgs Schulen gesprochen. Delegationen aus anderen Bundesländern haben sich in den letzten beiden Jahren in Hamburg Anregungen für die Verbesserung ihrer Schulpolitik geholt. Das war früher nicht so. Viele Hamburger Reformen wurden sogar zu Vorbildern für neue Bundesprogramme, beispielsweise der bundesweite Ausbau der Ganztagsbetreuung, die Bundesprogramme „Schule macht stark“ und „Leistung macht stark“ sowie das jetzt geplante Startchancenprogramm zur Förderung von Schulen in sozial benachteiligter Lage. Wir sind noch lange nicht am Ziel, aber deutlich vorangekommen.“

Hintergrund
Die Behörde für Schule und Berufsbildung ist Hamburgs personalstärkstes Landesministerium und mit rund 28.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (davon rund 22.000 Lehrkräfte) gleichzeitig der mit Abstand größte Arbeitgeber in Hamburg, verfügt über einen Haushalt von rund 3,3 Mrd. Euro pro Jahr (2024). Sie ist Deutschlands größter Schulträger mit aktuell 342 staatlichen Schulen in direkter Trägerschaft. Zur Schulbehörde gehören das Hamburger Institut für berufliche Bildung (HIBB), das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI), das Institut für Bildungsmonitoring und Qualitätsentwicklung (IfBQ), die Hamburger Volkshochschule (VHS), die Jugendmusikschule (JMS), die Berufliche Hochschule Hamburg (BHH), die Landeszentrale für politische Bildung (LZ) sowie das Schul- und Jugendinformationszentrum (SIZ/JIZ). Sie hat darüber hinaus die Aufsicht über die aktuell 72 Privatschulen in Hamburg.

Rückfragen der Medien
Behörde für Schule und Berufsbildung
Peter Albrecht | Pressesprecher
Telefon: 040 42863 2003
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