10.08.2017

Verschiedenste Persönlichkeiten in Szene setzen – wer könnte das besser, als ein/e Friseur/-in? Mit Kreativität und Hingabe verwandeln sie Haare in Kunstwerke und sind stets am Puls der (modischen) Zeit. Und weil Trends bekanntlich immer wechseln, wird es auch im Ottensener Salon Jule Stienen nie langweilig: Auszubildende und Mitarbeiter wie Meike Kipp haben hier nicht nur die Möglichkeit, sich weiterzubilden, sondern dürfen hierfür bei Inhaberin Jule Köpp auch den Blick in die Geschäftsbücher werfen.

Meike Kipp hat es zwei Semester an der Universität Kiel mit dem Studium Deutsch und Chemie auf Lehramt versucht. Gerade der theoretische Teil in Chemie war intensiv, Meike lernte entsprechend engagiert, doch es half nichts: Sie lag hinter den Ergebnissen zurück, die sie sich für ein erfolgreiches Studium vorgestellt hatte. Zweit- und Drittversuche in den Klausuren nutzte sie bereits im zweiten Semester nicht mehr: Meike stieg aus! Noch ohne Idee für die Zukunft kam sie zurück in ihre Heimatstadt Hamburg.

„Ich habe mich beim Berufsinformationszentrum (BiZ) in der offenen Sprechstunde beraten lassen und eine Liste mit handwerklichen und künstlerischen Berufen an die Hand bekommen, darunter die Ausbildung zur Friseurin. Ich habe schon vorher gerne Friseur-Modell für eine Freundin gestanden, die sich immer Freunde und Familie in den Salon geholt hat“, erzählt Meike. Sie entschied sich für die Ausbildung zur Friseurin: dreimal jährlich Blockunterricht á zwei Wochen, dazu regulärer Unterricht, auch an den Wochenenden.

Schon die Ausbildungszeit ist variabel, denn die regulären drei Jahre können bei Vorerfahrungen verkürzt werden, ebenso die weitere Ausbildung vom Gesellen zum Meister. Das weiß auch Jule Köpp, Meikes heutige Chefin und Inhaberin des Salons Jule Stienen in Ottensen. Jule selbst hat voreinigen Jahren berufsbegleitend studiert, damals noch mit dem Abschluss zum Technischen Betriebswirt. „Ich konnte durch das Studium meinen Abschluss zur Meisterin verkürzen, der meines Erachtens für eine Selbstständigkeit unumgänglich ist, allerdings nicht tief genug in die Materie der Betriebswirtschaft vordringt: Es gibt viele Friseure, die in ihrem Handwerk hervorragend sind, jedoch keinen Laden führen können.“

Auch Meike wusste durch das BiZ von der Möglichkeit eines begleitenden dualen Studiums und entschied sich für das der Betriebswirtschaftslehre an der Berufsakademie Hamburg (BAH). Das Studium findet blockweise an der Technischen Universität in Harburg statt und ist nach Modulen aufgebaut. Normalerweise hat Meike eine 40-Stunden-Woche im Betrieb, doch zu den Unizeiten stellt ihre Chefin sie frei:„Ein Studium ist schließlich auch Arbeit“, findet Jule. „Ein duales Studium in BWL dient vor allem dazu, sich anschließend selbstständig zu machen oder ein Familienunternehmen weiterzuführen und dort die Leitung zu übernehmen“, erklärt Meike.

Durch das Studium bekommt sie zudem einen guten Eindruck „vom eigenen Laden als Gesamtkonzept“, auch weil Jule Köpp ihr den Einblick in alle Zahlen ermöglicht. „Meike kann mit meinem Mann, der die Buchhaltung macht, über alles sprechen.“ Ihren Bachelor macht Meike nun neben ihrer Arbeit als Friseur-Gesellin im Salon Jule Stienen zu Ende. Der vorherige Studienausstieg ist zwischen den beiden kein Thema. „Studienaussteiger sind meist selbstständiger und motivierter, als diejenigen, die direkt von der Schule kommen“, findet Jule.

„Auch Meike ist hin dieser Hinsicht sehr zielstrebig und steht hinter dem was sie tut. Daher ist es sehr einfach, sie in ihrem dualen Studium zu unterstützen. „Meike ist mit diesem Weg mehr als zufrieden:„ Früher dachte ich, dass ich lieber studieren möchte, heute habe ich beides: Ausbildung und Studium.“