11.05.2018

Mario Mecklenburg studierte Religion und Geschichte auf Lehramt, gab die Bachelorarbeit ab – und drehte das Ruder um: Er wurde Schifffahrtskaufmann. Zum Umdenken kam es im Lehrerzimmer.

„Wenn ich ehrlich bin, war ich nach meinem Schulabschluss relativ planlos.“ Mario Mecklenburg begann zunächst sein FSJ in den Elbewerkstätten und arbeitete nebenher bei H&M. Um weiterhin mit Jugendlichen zu arbeiten, schrieb er sich für ein Lehramtsstudium ein. „Das Studium war die Zeit meines Lebens“, erklärt der heutige Schifffahrtskaufmann. Als er an verschiedenen Schulen hospitierte, bemerkte er jedoch einen Haken: „Die Arbeit mit den Schülern machte mir großen Spaß, aber ein Leben in der Schule sagte mir überhaupt nicht zu.“

Seine Bachelorarbeit schrieb Mario noch fertig, gab sie ab – und hat sie bis heute nicht abgeholt. Noch während des Studiums begann er, sich für einen Ausbildungsplatz zu bewerben. Die Wahl fiel auf den Beruf des Schifffahrtskaufmannes. „Mein Vater und mein Großvater sind regelmäßig mit mir an die Kieler Förde gefahren und haben die Schiffe reintuckern sehen.“

Die Ausbildung absolvierte er schließlich bei einer japanischen Reederei in Hamburg. Es verlief alles sehr schnell: Bewerbungsgespräch, Assessment Center, zweites Bewerbungsgespräch. Keinerlei Hürden. Im Gegenteil: Dass Mario Lehramt studiert hatte, fand das Unternehmen interessant. „Ich brachte einfach etwas mehr Lebenserfahrung mit.“ Er war damals 24 und somit älter als die meist erst 18jährigen Bewerber.

Die Ausbildung zum Schifffahrtskaufmann: ab ins Ausland!

Fast ein dreiviertel Jahr seiner  Ausbildung zum Schifffahrtskaufmann war Mario im Ausland. Zunächst ging er für vier Monate nach Polen, weil die Reederei zu diesem Zeitpunkt ihre gesamte Equipment- und Operationsabteilung verlagerte. Hinzu kamen zwei Monate im finnischen Import-Team, gefolgt von einem Monat beim schwedischen Export-Department. Insgesamt durchlief Mario während der Ausbildung alle Abteilungen des Unternehmens: „Der Schifffahrtskaufmann ist mit Im- und Export ein weit gefächerter Beruf. Für beide Bereiche gibt es jeweils eine Dokumentation. Diese schreibt, überwacht und stellt Frachtbriefe an die Kunden aus. In der Operationsabteilung schaute ich mir an, wie die Anordnung der Container auf den Schiffen und die Staupläne an das Terminal funktionieren. Im Verkauf ging es um die Kundenakquise und Kundenbindung. Der Trade plant wiederum: Wie viele Container haben wir schon? Wieviel Gewicht besitzen wir bereits? Passt das überein? Storniert der Kunde etwas, hat man wieder mehr Platz auf dem Schiff und kann erneut mehr aufnehmen. Das ist sehr komplex!“

Reederei-Alltag: Kollegen in der ganzen Welt

Nach Abschluss seiner Ausbildung erhielt er zwei Angebote von seinem Ausbildungsbetrieb, eines aus Hamburg, eines aus Polen. Beide kamen aus persönlichen Gründen nicht in Frage. Über einen Klassenkameraden von der Berufsschule hörte er, dass APL, Tochterfirma der französischen CMA CGM, die weltweit drittgrößte Reederei, einstellte. Das Bewerbungsgespräch verließ Mario mit „einem sehr, sehr positiven Bauchgefühl“. Zu Recht. Ein Tag nach seiner mündlichen Prüfung fing er als Customer Service Operator an: „Bei meiner Stelle gibt es eine Besonderheit. Normalerweise bist du als Kundendienstbetreuer im Import oder Export tätig. Ich arbeite allerdings in beiden Bereichen und springe zwischen den Abteilungen, weil ich beides aus meiner Ausbildung kenne. Immer dort, wo gerade der Herd brennt, werde ich eingesetzt.“

Der Arbeitsalltag in seiner Position bei APL? „Es ist 1000 Prozent Büroarbeit, ich bin nicht im Hafen unterwegs. Heute passiert alles elektronisch.“ Mario arbeitet viel auf Englisch. „Da in der Schifffahrt alles international verknüpft ist, hat APL Kollegen an weltweiten Standorten sitzen. Was mir an meinem Beruf Spaß macht, ist die Interaktion mit dem Kunden. Ich bin das Bindeglied zwischen Terminal und Kunde. Ich versuche alles unter einen Hut zu bekommen. Beruflich bin ich zurzeit sehr glücklich, weil ich das Gefühl habe, dass mir vertraut wird und ich erwünscht bin.“

Zukunftsmusik: Bachelor of Shipping, Trade and Transport

An seiner Berufsschule, der Staatlichen Handelsschule Berliner Tor,  gibt es die Möglichkeit, in Kooperation mit der London Metropolitan University über ein Jahr verteilt einen „Bachelor of Shipping, Trade and Transport“ zu absolvieren. Das Studium ist in so kurzer Zeit möglich, weil die ersten zwei Jahre bereits durch die Berufsausbildung im dualen System abgeleistet sind. Es erfolgt berufsbegleitend abends und samstags. Darüber denke Mario momentan nach. Vielleicht komme aber noch einmal alles ganz anders: „Ich bin offen und möchte einfach immer wieder neue Wege ergründen, mich zu erfinden.“

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