19.06.2018

Friederike Leopold leitet seit 2016 den Bereich Ausbildung bei der SGS Holding Deutschland B.V. & Co. KG., einem international tätigen Dienstleistungsunternehmen für Inspektions-, Überwachungs- und Prüfdienste. Ihr Studium der Sozialwissenschaften gab sie nach zwei Jahren auf – und bringt von ihrem eigenen Berufsweg einige Tipps für Studienzweifler/innen und Studienaussteiger/innen mit.

Was waren für Sie die wichtigsten Erfahrungen aus der Zeit des Studienzweifels und Studienausstiegs?

Ich rate jedem, der sich im Studium unwohl fühlt und wirklich merkt, „Das ist nicht meins, da habe ich eine falsche Richtung eingeschlagen“: Situation beenden und einen neuen Weg gehen! Das erfordert Mut – auch darin, sich nicht von den eigenen Erwartungen oder den Erwartungen anderer unter Druck setzen zu lassen. Ein Studienausstieg ist auch eine Art, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.

 

Wie schätzen Sie als HR-Expertin die Situation von Studienaussteiger/innen ein?

Natürlich gibt es noch Personalerinnen und Personaler, die sich mit Umwegen im Lebenslauf schwertun. Ich bin aber überzeugt, dass sich das zunehmend ändern wird. Schon aufgrund der schwierigen Situation vieler Unternehmen am Ausbildungsmarkt haben Studienaussteigerinnen und Studienaussteiger realistische Chancen, sich erfolgreich auf Ausbildungsplätze zu bewerben. Der höhere Schulabschluss kann sicher auch einen Vorteil haben.

Ich persönlich freue mich über Quereinsteiger. Sie bringen mehr Lebenserfahrung mit und wissen zumindest, was sie nicht wollen. Auch damit ist man ja in der persönlichen Entwicklung oft bereits einen Schritt weiter. Ich erlebe, dass diese Bewerberinnen und Bewerber ihre Ausbildung zielstrebig und mit viel Ernsthaftigkeit angehen.

 

Mit welchen Bedenken müssen Studienaussteiger/innen Ihrer Erfahrung nach in Personalabteilungen rechnen?

Auf jeden Fall sollten sie im Bewerbungsgespräch klar begründen können, warum ihr Weg ist, wie er ist. Das gilt vor allem, wenn man doch recht lange studiert hat, bevor es zum Ausstieg gekommen ist. Auch dann sind Wechsel nicht grundsätzlich schlimm. Es wird aber noch wichtiger zu erklären, was am Studium gestört hat, wie die Betroffenen damit umgegangen sind, warum die Entscheidung gefallen ist und gegebenenfalls länger gebraucht hat – und vielleicht auch zu erläutern, was man daraus für den weiteren Berufsweg gelernt hat. Wer darauf ehrlich und reflektiert antwortet, wirkt authentisch und überzeugend.

 

Welche Fragen an sich selbst helfen Studienaussteiger/innen, sich gut auf Bewerbungsgespräche vorzubereiten?

Da möchte ich gleich noch einmal das Stichwort Selbstreflexion aufgreifen: Personalverantwortliche werden schon wissen wollen, was zum Studienausstieg geführt hat – siehe Bedenken. Bewerberinnen und Bewerber brauchen da einen realistischen Blick auf sich selbst. Sie sollten sich im Vorfeld überlegen, mit welcher Perspektive sie was zukünftig anders machen wollen und was das für ihre Ausbildung bedeutet. Ebenso wichtig finde ich es, klar sagen zu können: Warum bewerbe ich mich gerade auf diesen Ausbildungsplatz? Was genau erwarte ich in und von der Ausbildung? Wovon ich deutlich abraten möchte: einfach mal so bewerben, um zu gucken, was kommt. Wir haben ja auch Arbeit mit den Bewerbungen, wir gucken uns die Bewerbungen an, planen die Gespräche. Da macht es einfach keinen guten Eindruck, wenn die Gesprächspartner nicht so recht wissen, warum sie überhaupt da sind.

 

Welche Möglichkeiten gibt es in Ihrem Unternehmen für Bewerber/innen, die aus dem Studium ausgestiegen sind?

Wir verfügen über gute Möglichkeiten, nicht nur den geraden Weg anzubieten und sind offen für Bewerber/innen, die aus ihrem Studium ausgestiegen sind. Wer etwa sein Chemiestudium nicht beenden möchte, aber gern im Labor arbeitet, könnte sich bei uns auf Ausbildungsplätze zum Chemielaboranten (m/w/i*) bewerben. Wir bieten auch Praktika an. Dabei ist es uns aber wichtig, dass die Bewerber/innen sich gezielt an uns wenden und für sich klar haben, mit welchem Ziel sie ein Praktikum machen möchten: Wollen sie das Unternehmen insgesamt, bestimmte Unternehmensbereiche oder konkrete Tätigkeitsfelder kennenlernen? Das gilt meiner Erfahrung nach übrigens auch für Bewerbungen bei anderen Unternehmen! Dank Internet ist es heute leicht, das Unternehmen vorher genauer unter die Lupe zu nehmen und herauszufinden, welcher Bereich mich nun eigentlich interessiert.

 

Du möchtest mehr über Friederike Leopolds Berufsweg wissen? Hier findest du ihre Geschichte.

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